"Mumm kompakt": Neuauflegung der Frage zur Landung der US-Konjunktur
Während die US-Konjunktur seit mehreren Quartalen überrascht, werden die Wachstumsschätzungen für die Eurozone und für die Weltwirtschaft laufend nach unten korrigiert. Die bremsende Wirkung der – im Vergleich zu Europa – stärker gestiegenen US-Zinsen, wurde durch einen anhaltend robusten privaten Konsum und eine sehr expansive fiskalische Ausgabenpolitik der US-Regierung kompensiert. So heißt es bei „Mumm kompakt“, einer Einschätzung von Carsten Mumm, Leiter Kapitalmarktanalyse und Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel.
Zuletzt war weder von einer „soften“ noch von einer „harten“ konjunkturellen Landung der US-Wirtschaft die Rede. Vielmehr entstehe der Eindruck, dass es zu gar keiner Landung, also keiner nennenswerten Abkühlung des Wachstums komme. Die Kehrseite dieser mangelnden Abstimmung zwischen Geld- und Fiskalpolitik werde sich jedoch in den kommenden Monaten zeigen. Denn die anhaltend hohe Dynamik der Konjunktur sorge dafür, dass die Inflationsrate auf zu hohen Niveaus verharrt. In Folge dessen wurde die Erwartung einer zeitnahen Leitzinssenkung durch die US-Notenbank Fed bereits verschoben. Mittlerweile werde erst im September mit einer Leitzinssenkung gerechnet – gefolgt von einer zweiten im Dezember. Offensichtlich passten die Erwartung einer ausreichend sinkenden Inflation mit dem Szenario eines „no landing“ nicht zusammen. Vielmehr dürften die anhaltend hohen Zinsen verspätet für einen Dämpfer des Wachstums sorgen. Dem jüngsten NAHB-Immobilienmarktindex konnte man entnehmen, dass positive Impulse für die Baubranche durch sehr hohe Hypothekenzinsen von mehr als sieben Prozent vorerst ausgebremst werden. Entsprechend werden auch die Wirkungen in anderen, stark auf Fremdfinanzierungen basierenden Segmenten der Wirtschaft ausfallen. Dabei dürfte der Konsum stärker unter hohen Konditionen für Studenten- und Autokredite sowie teuren Kreditkartenschulden leiden. Einige Banken werden laut Kommentar zudem – im Zuge erwartbar fallender Preise – im ohnehin angeschlagenen Segment der gewerblichen Immobilienkredite ihre Kreditvergabebedingungen verschärfen. Sowohl das schwächere Wachstum als auch stärker sinkende Zinsen in den USA werden laut Mumm kommen, nur später als noch vor Monaten erwartet. (DFPA/mb1)
Die Donner & Reuschel AG ist eine Privatbank mit Hauptsitz in Hamburg. Das 1798 gegründete Unternehmen gehört seit dem Jahr 1990 zur Versicherungsgruppe Signal Iduna.