Alternativen in der Unternehmensfinanzierung
Prof. Dr. Carl Heinz Daube, Geschäftsführer bei HSP Hamburg Invest, schrieb am 13. März 2017 in der Kapitalanlagezeitung „EXXECNEWS“ über Herausforderungen und Lösungsansätzen bei Unternehmensfinanzierungen. Deutsche mittelständische Unternehmen leisten einen maßgeblichen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands und stellen mit Abstand die meisten Arbeits- und Ausbildungsplätze zur Verfügung, so Daube. Daher sei es wichtig, dass die wirtschafts- und ordnungspolitischen Rahmenbedingungen für den Mittelstand gut sind. Durch die Finanz- und Staatschuldenkrise, die im August 2007 ausgebrochen ist und deren Nachwirkungen bis heute zu spüren sind, haben sich die Rahmenbedingungen jedoch verändert. Mittelständische Unternehmen stehen gegenwärtig vor einer Reihe von unternehmenspolitischen Herausforderungen, um erfolgreich im Wettbewerb bestehen zu können. Eine Herausforderung sei, die Finanzierung im Unternehmen nachhaltig zu sichern. Die Unternehmensfinanzierung stelle die Klammer um alle unternehmerischen Aktivitäten dar und leistet einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Unternehmensentwicklung. Sind wirtschafts- und ordnungspolitischen Rahmenbedingungen für Unternehmen gut, so könne ein Unternehmen seine benötigten finanziellen Mittel – Eigenkapital, Mezzanine Kapital, Fremdkapital - uneingeschränkt gemäß seinen Präferenzen zu marktgerechten Konditionen aufnehmen. Ein wichtiger Parameter für die Unternehmensfinanzierung sei das Zinsniveau – das befindet sich derzeit auf einem historisch niedrigen Niveau. Im März 2015 hat die EZB ein Anleiheaufkaufprogramm mit dem Ziel gestartet, den Banken zusätzliche Mittel zur Kreditvergabe bereit zu stellen, um damit die Wirtschaft über zusätzliche Kreditvergabe anzukurbeln und die Inflationsrate wieder an die Zielmarke von zwei Prozent führen. Ein Blick in die Statistik der Deutschen Bundesbank zeige, dass die Kreditvergabe an die die Wirtschaft per Saldo nicht gestiegen ist (Kreditbestand 2010 rund 1.327 Milliarden Euro; 2016 rund 1.332 Milliarden Euro). Vielmehr wurde die zusätzlich geschaffene Liquidität (Anfang 2017 hatte das Ankaufprogramm ein Volumen von über 1,6 Billionen Euro) von den Banken wieder bei der EZB angelegt – die sogenannte Überschussliquidität beträgt gegenwärtig gut 1,3 Billionen Euro. Ein weiterer Aspekt ist die Regulierungsdichte für die Kreditwirtschaft. Die Banken sind in zunehmendem Maße regulatorischen Anforderungen ausgesetzt, die zu strengeren Risikomanagement und höheren Eigenkapitalunterlegung führen – Stichwort Basel III und IV. Im Ergebnis führt das immer häufiger zu Ablehnung von Neugeschäften.
Dies sei ein guter Grund, sich Gedanken über Alternativen in der Unternehmensfinanzierung zu machen. Wenn der Kreditbestand per Saldo nicht zugenommen habe, die Unternehmen gleichwohl investiert und neue Arbeitsplätze geschaffen haben, so wurden offensichtlich andere Finanzierungsquellen herangezogen. So sei etwa die Eigenkapitalquote über alle Branchen von 2010 bis heute von rund 25 Prozent auf rund 30 Prozent gestiegen. Das Volumen an ausstehenden Unternehmensanleihen ist von 2010 mit rund 250 Milliarden Euro auf über 275 Milliarden Euro bis Ende 2016 gestiegen. Im gleichen Zeitraum stieg das Volumen begebener Schuldscheindarlehen von rund 60 Milliarden Euro auf über 86 Milliarden Euro. Dieser Anstieg lasse vermuten, dass sich viele Unternehmen dem Markt für direkte Finanzierung zugewendet haben.