Digitale Disruption für die Nutzung von Research
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat mit der Einführung der europäischen Finanzmarktrichtlinie (MiFID II) zu Beginn dieses Jahres auf die langjährig etablierte Praxis reagiert, die Analysedienstleistung im Bündel mit kommissionspflichtigen Leistungen anzubieten und somit auf Kosten des Kundenvermögens zu bezahlen. Dabei mangelte es den Aufsehern an Transparenz hinsichtlich der Qualität und des eindeutig zurechenbaren Kundennutzens für die bezogenen Analysen, zeigt sich Tim Brünjes, Head of Continental Europe der Investment-Research-Plattform Smartkarma, in der Ausgabe 10 der Kapitalanlagezeitung EXXECNEWS überzeugt.
Vermögensverwalter müssen seitdem entscheiden, ob und wie sie externes Research beziehen wollen, ob sie lieber ihr eigenes Research ausbauen und wieviel sie überhaupt für Research zu zahlen bereit sind. Vor allem aber wird der Aspekt der Kosten von Research noch kritischer, weil sich fast alle Asset Manager am Markt dafür entschieden haben, diese selbst zu tragen. Damit werden die Erträge aus der Vermögensverwaltung weiter geschmälert und verschärfen den Zwang zur Effizienz.
Die disruptive Wirkung der BaFin-Vorgaben deute sich Brünjes zufolge nach dem Abschluss des ersten Quartals unter der neuen Regelung schon an. Erstmals in der Geschichte der Industrie setzten sich Akteure ganz bewusst mit dem Thema der Unabhängigkeit von Analysen auseinander. Das bisherige Geschäftsmodell bestand in der Zurverfügungstellung von Research seitens der Broker in Kombination mit tagesaktuellen Empfehlungen direkt aus der Handelsabteilung an die Portfoliomanager eines Vermögensverwalters oder Fondshauses, die diese Dienstleistungen pauschal über Handelskommissionen vergüten konnten. Dieses Dreieck sei nun unwiderruflich aufgebrochen. MiFID II sorge damit für einen Paradigmenwechsel bei der Nutzung von Research im Asset Management. Nun stehe der Qualitätsanspruch stark im Vordergrund - nur hochdifferenziertes Research soll entsprechend den konkreten Bedürfnissen der Endkunden in die Anlageentscheidungen einfließen. Folgerichtig sei in fast allen Investmenthäusern jeder Kontakt zwischen Portfoliomanagern und Brokern beziehungsweise Analysten auf den Prüfstand gekommen. Anbieterlisten sind rigoros zusammengestrichen worden.
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