Wechselkoffer – die Transportbehälter des Onlinehandels
Am 7. November 2016 schrieb André Wreth, Geschäftsführer von Solvium Capital, in der Kapitalanlagezeitung EXXECNEWS über den wirtschaftlichen Hintergrund einer Kapitalanlage in Wechselkoffern:
Wenn ein Versandhändler wie Amazon oder Otto innerhalb von 24 Stunden eine Bestellung ausliefere, dann wurde sei das Paket fast immer in einem Wechselkoffer transportiert worden. Die Logistikbranche liebe diese effizienten Transportaufsätze für Lkw, weil man sie beispielsweise beim Lager oder Depot einfach an die Rampe stellen könne. Lkw und Fahrer können einen anderen Wechselkoffer aufnehmen und gleich weiterfahren. Im Umschlaglager wird der Wechselkoffer geleert und die Pakete werden in die Kleintransporter umgeladen, die dann in die Stadt und auf die Dörfer fahren, um die Pakete an die Empfänger auszuliefern. Jeder Lkw mit Anhänger transportiere im Schnitt mit zwei Wechselkoffern 1.400 Pakete.
Die Branche der Paketzusteller habe auch im letzten Jahr wieder beeindruckende Zahlen vorgelegt. Um leicht über zehn Prozent seien die Auslieferungen an Verbraucher von 2014 auf 2015 gestiegen, zuvor waren es sieben Prozent von 2013 auf 2014. Diese Entwicklung scheine auch für die nächsten Jahre unaufhaltsam: Die Branche rechne bis 2020 mit einem Wachstum von rund 30 Prozent. Anleger könnten von diesem Boom profitieren, denn die Logistiker benötigten immer mehr Wechselkoffer für den schnellen und günstigen Transport – hier biete Leasing einen einfachen und bewährten Finanzierungsweg, so Wreth.
Wechselkoffer sind eine deutsche Erfindung, und das hängt mit den beliebten Europaletten zusammen. Die nämlich passen ohne Platzverluste auf die Grundfläche der Transportbehälter, während Container mit ihren US-Maßen dafür ungeeignet sind, da zu viel Raum ungenutzt bleibt. Außerdem werden Wechselkoffer nur an Land eingesetzt und nicht gestapelt, sind also weder Salzwasser noch übermäßigen Belastungen ausgesetzt und haben somit mittlerweile Nutzungsdauern von mehr als 20 Jahren. Hinten befindet sich meistens ein leicht zu öffnendes Rolltor statt schwerer Klapptüren. Von außen sehen sie Containern ähnlich, haben aber außer dem ersten optischen Eindruck so gut wie nichts gemeinsam: Einsatzgebiete und Märkte unterscheiden sich wesentlich.
Fährt man an einem Wechselkoffer vorbei, kann man die während des Transports hochgeklappten vier Stützbeine erkennen, die sich an der Laderampe ausklappen lassen. Der Lkw senkt sich um wenige Zentimeter ab, lässt den Wechselkoffer stehen und nimmt gleich den nächsten auf. Die teuren Zugmaschinen werden optimal ausgelastet, die Fahrer haben keine Wartezeiten – kein Wunder, dass die Logistikbranche diese Kisten liebt!
Die Branche der Paketdienste (KEP-Branche) legt seit Jahren beeindruckende Wachstumszahlen vor. Die Menge an verschickten Paketen wuchs bei DHL, DPD, Hermes, UPS und anderen von 2014 auf 2015 um 170 Millionen Pakete. Täglich werden in Deutschland im Durchschnitt acht Millionen Pakete ausgeliefert, in der Weihnachtszeit sind es über elf Millionen. Die Transportbehälter, unter anderem die Wechselkoffer, nehmen eine wichtige Stellung in der Logistikkette ein: Sie dienen als Schutz, als Behältnis, aber auch als rollendes und stehendes Lager. Der Einsatzbereich von Wechselkoffern ist dabei auf die wohlhabenden Länder Mitteleuropas konzentriert. Deutschland, Österreich, die Schweiz und die Benelux-Länder machen nach Expertenschätzungen über 90 Prozent des gesamteuropäischen Einsatzbereiches aus. Ohne Wechselkoffer wären Paketsendungen in Deutschland deutlich teurer und um einiges langsamer.
Die großen Logistiker haben zwar eigene Wechselkoffer, aber einen Teil mieten sie immer langfristig an. Damit schonen sie ihr Eigenkapital und verbessern Bilanzkennziffern. Zudem können sie flexibler auf zusätzliche Nachfrage reagieren. Marktführer in Europa für die Vermietung von Wechselkoffern ist die Axis Intermodal Deutschland GmbH mit Hauptsitz in Köln, gegründet 1995. Axis managt als Vermieterin fast 90 Prozent aller bisherigen Wechselkoffer-Direktinvestments in Deutschland. Die Flotte von rund 13.000 Einheiten soll in den kommenden Jahren weiter kräftig ausgebaut werden.