Studie: Regulierung verfehlt Ziele und überfordert Verbraucher
Mit Umsetzung der überarbeiteten europäischen Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (MiFID II) wuchs und wächst die Kritik von Anlegern und Verbraucherschützern. Verbunden ist hiermit immer die Frage, inwieweit die Neuregelungen den Interessen dieser Zielgruppen zuwiderlaufen und damit auch dem Ziel eines besser informierten und interessierten Verbrauchers. Eine Studie von Prof. Dr. Stephan Paul von der Ruhr-Universität analysiert deshalb die wohlfahrtsökonomischen Auswirkungen von MiFID II/MiFIR und der PRIIPs-VO vor dem Hintergrund des Anleger- und Verbraucherschutzes, so weist der Bankenverband hin.
Dabei wurden Daten von bundesweit 153 Kreditinstituten und 2.852 Kunden ausgewertet. Im Kern der Auswirkungsstudie steht die Kosten-Nutzen-Relation und damit die Frage, ob die aus den Neuregelungen erwachsenden Belastungen durch einen ausreichend hohen Nutzen(-zuwachs) kompensiert werden.
Aus Sicht der Kunden lassen sich folgende Ergebnisse festhalten: Angesichts eines steigenden Zeitaufwands sind Kunden unzufrieden mit den Neuregelungen. Besonders negativ werden die Neuerungen im Kontext des Telefongeschäfts wahrgenommen. So stören sich 65 Prozent der befragten Kunden an den Sprachaufzeichnungen. Sie sehen darin eine Gefährdung der Vertraulichkeit zwischen ihnen und dem Bankberater. Dies führt dazu, dass etwa die Hälfte der Kunden in Zukunft gänzlich von einer telefonischen Ordererteilung absehen will. Aktuell werde nur noch jede zehnte Order telefonisch erteilt. Damit einher geht der Wunsch von etwa dreiviertel der Kunden, auf die Aufzeichnung verzichten zu können.
Ähnlich negativ wird die Fülle an gesetzlich vorgegebenen Informationen wahrgenommen. Etwa sechs von zehn Kunden fühlen sich von der Menge an Informationen überfordert. Zwei Drittel der Kunden haben angesichts der Informationsflut sogar den Überblick verloren und fühlen sich nicht besser aufgeklärt. Folglich wünschen sich 71 Prozent der Kunden, auf Aufklärungen/Informationen verzichten zu können. Besonders bedenklich sei, dass sich vor diesem Hintergrund etwa drei von zehn Kunden weniger stark am Kapitalmarkt engagieren wollen, was langfristig zu deutlichen Einschnitten im Bereich der privaten Altersvorsorge führen könne. Damit werden laut Studie wesentliche Ziele der MiFID II zu Lasten der Verbraucher verfehlt.
Quelle: Pressemitteilung Bankenverband
Der Bundesverband deutscher Banken (Bankenverband) hat seinen Hauptsitz in Berlin. Er repräsentiert mehr als 180 private Banken, rund 25 außerordentliche Mitglieder und elf Landesverbände. (mb1)