GDV-Interview: "Enormer Zuwachs an Verbraucherschutz"
Günter Hirsch gibt Ende März nach elf Jahren sein Amt als Versicherungsombudsmann ab. Im Magazin „Positionen“ des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) stellt er im Interview unter anderem klar, dass es – entgegen anders lautender Meinungen – im Jahr 2018 nicht mehr Beschwerden gegen Versicherer gegeben hat. Mit rund 14.000 zulässigen Beschwerden habe es sogar fünf Prozent weniger Beschwerden gegeben als im Jahr zuvor.
Am meisten beeindruckt habe ihn in seiner Amtszeit die „Zeitenwende“ bei der außergerichtlichen Streitbeilegung. Private Schlichter hätten seit jeher in Streitfällen außerhalb des Gerichtssystems vermittelt. Seit 2012 wurde dieser Bereich aber verrechtlicht: Erst kam das Mediationsgesetz, dann die EU-Richtlinie, die Verbrauchern einen außergerichtlichen, alternativen Zugang zum Recht eröffne. Das stelle einen enormen Zuwachs an Verbraucherschutz dar. Für jede Streitigkeit gibt es europaweit nun eine Schlichtungsstelle. Das lege die Hürden für Verbraucher niedriger, zu ihrem Recht zu kommen: In den elf Jahren seiner Ombudsmann-Tätigkeit, so Hirsch im Interview, gingen rund 270.000 Beschwerden ein.
Bei Beschwerden gehe es eher selten um einen harten Streit ums Recht, sondern um einen Mangel an Transparenz und Klarheit. Dies beginne bei den „Allgemeinen Versicherungsbedingungen“, beziehe sich aber auch auf die laienverständliche Vermittlung der Entscheidung des Unternehmens. Gerade wenn die Beschwerde erfolglos ist, werde es dem Verbraucher so erklärt, dass er es nachvollziehen könne.
Die Versicherungsidee sei grundsätzlich gesellschaftlich und sozial wichtig und unverzichtbar. Es gebe Millionen von Fällen im Jahr, bei denen das System reibungslos funktioniert. Eine gute Versicherung gehöre zur Daseinsvorsorge, die den Menschen das Leben einfacher macht und sie ruhig schlafen lässt, so Hirsch.
Quelle: Pressemitteilung GDV
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit 513.000 Mitarbeitern, 435 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,6 Billionen Euro zusammengeschlossen. (mb1)