GDV: Warum ein Rentenportal noch auf sich warten lässt
Bislang haben Verbraucher keinen Überblick über ihre zu erwartenden Alterseinkünfte. Die Politik will das nun ändern und eine säulenübergreifende Renteninformation einführen. Die Idee hat viele Unterstützer, auch die Versicherungswirtschaft befürwortet das Projekt. Doch der Weg dahin ist steinig, wie der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) anmerkt.
Schon vor mehr als zehn Jahren kursierte die Idee, Verbrauchern einen Gesamtüberblick über ihre zu erwartenden Altersbezüge zu geben – aus gesetzlicher Rente sowie betrieblicher und privater Altersvorsorge. Passiert sei seitdem wenig. Nun nehme die Debatte wieder Fahrt auf. Noch-Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) hat sich kürzlich für eine Online-Plattform ausgesprochen, die den Menschen einen einfachen Überblick über alle ihre Rentenansprüche geben soll. Diese könne die Daten bündeln, vergleichbar machen und grafisch anschaulich darstellen. „Die Menschen bekämen so schnell einen Gesamtüberblick über ihre künftigen Rentenansprüche und könnten auch eher auf Versorgungslücken reagieren“, sagt Peter Schwark, Geschäftsführer des GDV, der das Vorhaben unterstützt.
Der Aufbau eines Portals ließe sich laut GDV wohl problemlos umsetzen. Die Schwierigkeiten beginnen laut Verband bei der technischen Anbindung aller Träger der Altersvorsorge. Viele müssten ihre Daten erst für den Onlineabruf aufbereiten. Zudem müsse sichergestellt sein, dass die Daten aus den verschiedenen Quellen den Verbrauchern eindeutig zugeordnet werden können. Das Problem: In Deutschland gibt es keine Bürgerkennzahl, die ein Leben lang unveränderlich ist und anhand deren die Menschen eindeutig identifiziert werden können. Lösen ließe sich das Problem mit der Steueridentifikationsnummer (Steuer-ID), deren Verwendung bislang nur für steuerliche Zwecke erlaubt ist. „Mit einem Spezialgesetz ließe sich die Nutzung der Steuer-ID auch für das Rentenportal ermöglichen“, sagt Schwark.
Der größte Knackpunkt beim Aufbau einer säulenübergreifenden Renteninformation sei jedoch das „Wie“. Wie sollen die unterschiedlichen Daten aufbereitet und vergleichbar gemacht werden? Einerseits sollen die Angaben möglichst genau sein, andererseits wollen die Altersvorsorge-Träger einen großen Aufwand vermeiden. Und nur wenn viele mitmachen, könne das Projekt ein Erfolg werden. „Was nutzt ein Online-Rentenkonto, wenn man keine Zahlen hat, die man einstellen kann“, betont Konrad Haker, Referatsleiter im Bundesarbeitsministerium (BMAS). Sein Haus will bis Jahresende eine Machbarkeitsstudie für ein Rentenportal in Auftrag geben, Ergebnisse sollen im Herbst 2018 vorliegen.
Experten bezweifelten allerdings, dass eine Rentenauskunft auf freiwilliger Basis möglich ist. „Es gibt ein sehr zersplittertes Altersvorsorge-Netz. Ich glaube nicht, dass sich daraus ein freiwilliges System entwickelt“, sagt Klaus Morgenstern vom Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA). Er plädiert daher für einen Zwang: „Die Erfahrungen aus dem Ausland zeigen, dass es eine Informationspflicht braucht.“
Quelle: Pressemitteilung GDV
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 450 Mitgliedsunternehmen mit 524.000 Mitarbeitern, 431 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,51 Billionen Euro zusammengeschlossen. (mb1)