Der Brexit und die Bauzinsen: Londoner Polit-Chaos sorgt für billiges Baugeld
Das Chaos um den Brexit geht weiter: Viele europäische Unternehmen sind nicht ausreichend auf ein No-Deal-Szenario vorbereitet und auch auf die Europawahl Ende Mai könnte der chaotische Ausstieg seine Schatten werfen. „Die Finanzmärkte fürchten einen harten Brexit am meisten, denn die unabsehbaren Folgen würden für eine extreme Volatilität mit Abwärtspotenzial sorgen – die Bauzinsen dürften in diesem Fall neue Tiefstände erreichen“, erklärt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Finanzdienstleisters Dr. Klein Privatkunden.
„Eine Fristverlängerung und neue Verhandlungen mit der EU sind meines Erachtens am wahrscheinlichsten. Auch das bringt zwar Unsicherheit, der Effekt ist allerdings überschaubar, da sich die Märkte inzwischen darauf eingestellt haben“, so Neumann weiter. Die Wirtschaftsaussichten bessern sich auch zum Frühlingsanfang nicht. In Deutschland halbierten die fünf Wirtschaftsweisen gerade ihre Wachstumsprognose auf 0,8 Prozent. In der Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 7. März reagierten die europäischen Notenbanker auf die schwache Konjunktur und passten ihren Zinsausblick an: Der Leitzins bleibt bis mindestens über das Jahresende hinaus bei null Prozent. Neumann rechnet damit, dass der Leitzins sogar bis mindestens Mitte 2020 auf seinem Rekordtief bleiben könnte. „Da die negativen Einflussfaktoren auf die wirtschaftliche Entwicklung vorerst weiter bestehen, fehlen positive konjunkturelle Erwartungen“, so der Zinsexperte. „Eine Wiederaufnahme der Anleihekäufe sehe ich aktuell zwar noch nicht. Sollten mehrere wichtige Volkswirtschaften in eine Rezession abdriften, ist allerdings auch das denkbar.“ Grundsätzlich habe die EZB mit ihrer Zinspolitik schon massiv zu Marktverzerrungen beigetragen. Da zahlreiche Volkswirtschaften in der Euro-Zone die erkaufte Zeit nicht für Strukturreformen genutzt und sich an die „Droge billiges Geld“ gewöhnt hätten, werde der Entzug noch länger auf sich warten lassen“.
Auch in den USA schwäche sich das Wirtschaftswachstum etwas ab. Die Inflation sank zuletzt auf den niedrigsten Stand seit über zwei Jahren. In der geldpolitischen Sitzung beschlossen die amerikanischen Währungshüter, dass sie den Leitzins im laufenden Jahr nicht weiter erhöhen werden. „Die Fed hat sich durch die vergangenen Zinserhöhungen wieder Handlungsspielraum verschafft und kann diesen – wenn nötig – mittelfristig auch für Zinssenkungen nutzen“, meint Neumann. „Wie sich die amerikanische Konjunktur und damit die Geldpolitik entwickelt, hängt stark vom weiteren Verlauf der Handelskonflikte ab.“
Die mit dem Brexit verbundene Unsicherheit sorge nach wie vor dafür, dass Geld verstärkt in sichere Anlagen investiert wird. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe sinkt daher im März weiter und lag zwischenzeitlich bei nur noch 0,06 Prozent. Den absoluten historischen Tiefpunkt erreichte sie im Jahr 2016: Nach dem Brexit-Referendum am 23. Juni 2016 rutschte die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe sogar für mehrere Wochen unter die Null-Prozent-Grenze. Der Bestzins zehnjähriger Hypothekendarlehen bewegt sich weiter unter der Ein-Prozent-Marke und liegt aktuell bei 0,85 Prozent. „Es ist nach wie vor kein nennenswertes Aufwärtspotential für die Bauzinsen zu erkennen“, so die Prognose Neumanns. „Kurzfristig könnten die Unsicherheiten durch den Brexit die Zinsen sogar noch weiter drücken.“
Quelle: Pressemitteilung Dr. Klein
Die Dr. Klein Privatkunden AG mit Sitz in Lübeck ist ein unabhängiger Anbieter von Finanzdienstleistungen für Privatkunden und Unternehmen. Über das Internet und in mehr als 200 Filialen beraten rund 550 Spezialisten. Dr. Klein ist eine hundertprozentige Tochter des an der Frankfurter Börse gelisteten internetbasierten Finanzdienstleisters Hypoport AG. (mb1)