Finanzmarktwächter: GDV kritisiert Untersuchungsmethode
Nicht nur die Deutsche Kreditwirtschaft (DK), auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hält die Untersuchung des Finanzmarktwächters zur „Bedarfsgerechtigkeit von Anlageprodukten“ für irreführend (DFPA berichtete). Insbesondere für die Kernaussage der Studie, dass 95 Prozent der aktuellen Angebote „nicht zum Bedarf der Verbraucher passen“, gäbe es laut Versicherungsverband keine Grundlage. Denn der Finanzmarktwächter definiere die Anforderungen an ein bedarfsgerechtes Produkt realitätsfern, indem er den Bedarf des Verbrauchers nur dann als erfüllt ansehe, wenn das gewählte Produkt auch gleichzeitig das „bestmögliche“ am Markt verfügbare sei.
„Es liegt auf der Hand, dass in einer Marktwirtschaft mit einer Vielzahl an Anbietern zwar alle Verbraucher passgenaue und damit bedarfsgerechte Produkte bekommen können, jedoch nie gleichzeitig auch alle das ,beste‘, das heißt das jeweils billigste, flexibelste, sicherste oder rentierlichste Produkt erwerben. Bei vielen Produkten steht das auch erst im Nachinein fest. Zudem sind bei den einzelnen Angeboten auch die Unterschiede der in der Studie nicht abgebildeten Produkteigenschaften oder der Servicequalität zu groß“, sagt Peter Schwark, GDV-Geschäftsführer. Verzerrungen entstünden insbesondere, wenn Indexfonds, ETFs und Direktversicherer zum alleinigen Maßstab für Kosten und Rendite gemacht werden, die den Aufwand einer Anlageberatung grundsätzlich nicht vergüten.
Nur durch diesen "methodisch fragwürdigen" Ansatz sei laut GDV auch der unrealistisch hohe Prozentsatz vermeintlicher Falschberatungen zu erklären: „Mit dem gleichen methodischen Ansatz könnte man den Tankstellenpächtern vorwerfen, 95 Prozent der Autofahrer würden nicht ‚bedarfsgerecht‘ tanken, weil sie nicht die jeweils billigste Tankstelle gewählt hätten“, kritisiert Schwark.
Quelle: Pressemitteilung GDV
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 460 Mitgliedsunternehmen mit 427 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,45 Billionen Euro zusammengeschlossen. (TH1)