MLP-Vorstand zum Rücktritt aufgefordert
In der Hauptversammlung des Wieslocher Finanzdienstleistungskonzerns MLP am 16. Juni kritisierte der Heidelberger Gesellschafts- und Bilanzrechtler Dr. Karl Benedikt Biesinger die Unternehmensführung heftig. Im Mittelpunkt der Kritik stand der Vorwurf, MLP habe unter der Führung des Vorstandsvorsitzenden (VV) Dr. Uwe Schroeder-Wildberg seine eigentliche Stärke, den Vertrieb, „verlernt“. Biesinger bezeichnete die Entwicklung von MLP als einen „schleichenden Niedergang“ und forderte Schroeder-Wildberg zum Rücktritt auf.
Während MLP im Jahre 2004, dem ersten Jahr von Schroeder-Wildbergs Amtszeit als MLP-VV noch einen Nettozuwachs von 57.000 Kunden verzeichnet habe, seien es im Jahre 2015 nur noch 11.000 gewesen. Auch habe MLP in den Jahren von 2005 bis 2015 einen Rückgang des Altersvorsorge-Neugeschäfts um 48 Prozent zu beklagen, wohingegen die gesamte Branche nach den Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft im selben Zeitraum einen Zuwachs von zehn Prozent verzeichnen konnte. „Die Probleme von MLP seien zum großen Teil hausgemacht und nicht durch den Markt verursacht“, so Biesinger.
Als größten strategischen Fehler Schroeder-Wildbergs bezeichnete Biesinger den Verkauf der früheren MLP Lebensversicherung, heute Heidelberger Leben, die seit 2008 - mit Ausnahme von 2012 - dauerhaft höhere Gewinne erzielt als der ganze MLP-Konzern. Nach Einschätzung des Aktionärsvertreters wäre MLP zusammen mit der von Schroeder-Wildberg veräußerten ehemaligen Tochtergesellschaft heute mehr als doppelt so viel wert, wie sie es tatsächlich ist.
Als völlig unangemessen für ein aus dem SDAX geflogenes Unternehmen mit 19,8 Millionen Euro Gewinn kritisierte Biesinger die Vergütung der drei Vorstände mit zusammen über drei Millionen Euro jährlich.
Für die Aktionäre sei die Aktienkursentwicklung der entscheidende Indikator für die Qualität des Managements. Und die sei verheerend und nicht weiter hinnehmbar. Während der DAX seit Januar 2004 um rund 270 Prozent, der MDAX um 460 Prozent und der SDAX um 345 Prozent zugelegt habe, sei die MLP-Aktie gerade noch 24 Prozent von dem wert, was bei Schroeder-Wildbergs Amtsantritt auf dem Kurszettel gestanden habe. Beängstigend sei vor allem die Kontinuität des Abstiegs.
Quelle: Pressemitteilung RB Reiserer Biesinger Rechtsanwaltsgesellschaft
Die RB Reiserer Biesinger Rechtsanwaltsgesellschaft mbH hat ihren Sitz in Heidelberg. Die Kanzlei mit 13 Anwälten ist auf Wirtschafts- und Arbeitsrecht spezialisiert. (TH1)