MiFID II: Banken begegnen komplexeren Beratungsgesprächen mit Automatisierungstechniken
Am 3. Januar 2018 ist die EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II (Markets in Financial Instruments Directive) in Kraft getreten. Doch auch mehr als ein halbes Jahr nach Inkrafttreten haben 44 Prozent der Banken die Umsetzung noch nicht vollständig abgeschlossen. Etwa zwei von fünf Kreditinstituten arbeiten noch an der Realisierung. Neben dem Aufwand zur Anpassung der Systeme resultiert aus der Einführung vor allem eine Erhöhung der laufenden Kosten. Da sich durch MiFID II Dauer und Komplexität von Beratungsgesprächen erhöht haben, setzt bereits die Hälfte der Institute auf Automatisierungstechniken oder denkt über deren Einsatz nach. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie „Chancen und Herausforderungen für Banken nach Inkrafttreten der MiFID II“, die im Auftrag der Unternehmensberatung PPI durchgeführt wurde.
Rund zwei Drittel der befragten Banken sehen nach dem Stichtag bis Ende 2019 noch weiteren Anpassungsbedarf. Ein Grund für die Verzögerung ist die Planung: So setzten 60 Prozent der Befragten am Ende mehr Personal für die Umsetzung ein als ursprünglich vermutet.
Nach Einschätzung der Befragten übersteigen die Herausforderungen die Chancen durch die Richtlinie. Als größten Kostentreiber sehen sie die neuen Regeln in Bezug auf Beratungs- und Telefonprotokolle. So muss bei jedem Telefonat mit dem Kunden die Technik zur Aufzeichnung von Beratungsgesprächen vorhanden sein und eine Archivierung des Datenmaterials sichergestellt werden. Zudem sehen die Banken in den Auflagen bei der Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen eine zusätzliche finanzielle Belastung. Durch die Verpflichtung zur Offenlegung anfallender Gebühren beim Vertrieb eines Finanzprodukts sind die Kosten einer Geldanlage für die Kunden transparenter geworden. 56 Prozent der Institute bieten einige Produkte nicht mehr an, da Kosteninformationen dazu fehlen. Zwei von fünf Banken haben nun weniger komplexe und eher einfache Produkte im Portfolio.
Die Befragten sind der Meinung, dass durch MiFID II Beratungsgespräche komplexer geworden sind. Drei Viertel beklagen, sie ohne technische Unterstützung kaum noch bewältigen zu können. Jede zweite Bank nutzt deshalb bereits Automatisierungstechniken wie zum Beispiel robotergesteuerte Prozessautomatisierung oder plant deren Einsatz. Damit reagieren die Institute auch auf den Unmut der Kunden, dass sich die Dauer eines Beratungsgesprächs erhöht hat. Nach Einschätzung von einem Viertel der Befragten hat der gestiegene zeitliche Aufwand zu höheren Erlösausfällen geführt. Die Folge: Ein Drittel der Banken will künftig keine oder nur noch eingeschränkte Anlageberatung anbieten.
Quelle: Pressemitteilung PPI
Die PPI AG mit Hauptsitz in Hamburg ist seit über 30 Jahren als Beratungs- und Softwarehaus für Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister tätig. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 500 Mitarbeiter. (JF1)