Bitcoin: "Erwartungen können sich ändern"
Die Aufmerksamkeit für die Kryptowährung Bitcoin wirft viele Fragen auf, vor allem ob der Hype um den zehnfachen Wertzuwachs in diesem Jahr in einem Crash enden wird, schreibt das Wirtschaftsmagazin „Capital“ am 30. November 2017. Die Kryptowährung sei eine akademische Kreation, erfülle aber nicht die Funktionen einer normalen Währung.
Die drei Funktionen einer Währung seien Tauschmittel, Wertspeicher und Rechnungseinheit. Wenn damit nicht bezahlt werde könne, sei es kein Geld. Eine Währung sollte zudem ein Mittel sein, um Ersparnisse zu halten und andere Dinge sollten in der Währung bewertet werden können. Beispielsweise die Konten eines Unternehmens oder der Preis von Eigentum.
Eine Frage für Kaufinteressenten sei, was Bitcoin darstellt. Satoshi Nakamoto, ein Pseudonym für den Erfinder der Kryptowährung, entwarf sie im Jahr 2009 als Online-Alternative zu Bargeld. Damit war eine Möglichkeit gegeben, Zahlungen zu tätigen, ohne das Vertrauen und die Schecks des bankbasierten Systems zu nutzen. Dabei sei nicht eingetreten, was die Gründer der Kryptowährung sich vorgestellt hatten: Transaktionskosten zu senken und „kleine gelegentliche Transaktionen“ zu ermöglichen. Stattdessen würden Bitcoins von Libertären und Hartwährungsenthusiasten gehortet, die befürchten, dass die Zentralbanken ihre Bilanzen aufblähen. Außerdem ziehe die Kryptowährung Spekulanten an.
Damit eine Transaktion auf den Computern der Bitcoin-„Schürfer“ Vorrang eingeräumt wird, fallen relativ hohe Gebühren an. Zuletzt warteten 70.000 Trades auf ihre Abwicklung - im Mai waren es einmal 230.000 Transaktionen mit geringen Gebühren warten zum Teil mehrere Tage auf ihre Bestätigung. Damit wäre der Sachverhalt einer aktiven Tauschwährung nicht gegeben.
In diesem Jahr sind neue Fonds, börsennotierte Vehikel und Apps mit dem Verkaufsargument gestartet, sie erleichterten Investoren den Einstieg in Bitcoin. Wenn es einfacher ist, an Bitcoins durch den Kauf eines börsennotierten Unternehmens zu gelangen als Bitcoins zu kaufen, sei eine weite Verbreitung in naher Zukunft unwahrscheinlich.
Ein weiteres Problem sei die Lagerung großer Mengen Bitcoins. Für alle, die es als „digitales Gold“ ansehen, halten Bitcoin-Fonds physische Safes bereit, in denen mit kryptographischen Schlüsseln bedruckte Papierbögen lagern. Damit soll die Kryptowährung vor Hackern und Mitarbeitern geschützt werden. Viel bequemer als echtes Gold sei das nicht, zumal die Fondsgebühren oft höher sind als bei Goldfonds.
Der Bitcoin hat aus Bitcoin-Perspektive keine Volatilität, weil ein Bitcoin immer ein Bitcoin wert ist. Der Grundpreis wird aber in traditionellen Währungen festgelegt, so dass der Bitcoin-Preis sehr wohl Schwankungen unterworfen ist, je nachdem wie sich der Wechselkurs bewegt. Bei Bitcoin gab es in diesem Jahr fünftägige Zeiträume, in denen der Wert um 44 Prozent beziehungsweise 25 Prozent gegenüber dem Dollar zulegte, heißt es.
Die Bitcoin-Technologie könnte in der Zukunft verbessert werden und andere Kryptowährungen bieten Alternativen. Neue Varianten wie Bitcoin-Bargeld, -Gold und -Diamanten spalten sich ab. Technologische Weiterentwicklungen ermöglichen kleine Transaktionen außerhalb der Blockchain, wodurch die Kosten sinken. Unternehmen, die Bitcoin-Geldbörsen betreiben, könnten sich wie Banken verhalten, indem sie Transaktionen zwischen ihren Kunden ausgleichen. Aktuell sei es die größte Hoffnung der Kryptowährung immer mehr Käufer anzulocken, die ihre Ersparnisse der Blockchain anvertrauen wollen und Spekulanten, die darauf wetten, dass diese Leute kommen, heißt es. Der Preisanstieg zeige, dass die Erwartungen hoch sind. Der Finanzhistoriker und Berkeley-Wirtschaftsprofessor Barry Eichengreen sagt: „Erwartungen können sich ändern. (TS1)