GAM: Normalisierung der Geldpolitik läutet Wendepunkt für Anleihemärkte ein
Andauernde Spekulationen über die Normalisierung der Geldpolitik durch die Zentralbanken in Europa und Nordamerika haben die Anleiherenditen in den vergangenen Wochen und Monaten massiv steigen lassen. Doch nun sind die Anleihenmärkte an einem Wendepunkt angelangt, glaubt Tim Haywood, Manager des „GAM Absolute Return Bond“. Im Folgenden analysiert er die aktuelle Lage der Geldpolitik der Zentralbanken und erläutert aufgrund der Ausgangslage, wie sich Anleger nun am besten positionieren können.
„Am optimistischsten zeigt sich derzeit wohl EZB-Präsident Mario Draghi, dessen Hinweis, dass ‚reflatorische Kräfte am Werk‘ seien, zu einem extrem steilen Anstieg der europäischen Anleihenrenditen und des Euro führte“, so Haywood. Die Bank of England hingegen dürfte seiner Meinung nach aufgrund des schwachen Konsumsektors vorerst die Füße still halten. „Dennoch scheint sie den Markt mit ihren jüngsten Kommentaren auf eine mögliche Zinserhöhung vorzubereiten. Die anhaltende Währungsschwäche trieb die Inflation kürzlich auf ein Vierjahreshoch.
„Die US-Notenbank Fed scheint trotz der zuletzt schwachen Konjunkturdaten an ihrem Wunsch festzuhalten, ihre Bilanz zu reduzieren und zugleich die Geldpolitik weiter zu normalisieren“, fährt der Experte fort. Die verbesserte Situation am Arbeitsmarkt habe die kanadische Zentralbank Anfang Juli wiederum in die Lage versetzt, die Zinsen zu erhöhen. Die Staatsanleihen der Industrieländer entwickelten sich in diesem Umfeld erwartungsgemäß schlecht, wobei der britische und der kanadische Markt in Lokalwährung die Schlusslichter bildeten.
Auch die Entwicklung von Unternehmensanleihen werde von den steigenden Staatsanleihenrenditen belastet. „Viele Märkte sind auf zusätzliche Erträge angewiesen, um Anlegern eine positive Rendite bieten zu können“, so Haywood. Spekulative Anlagen, darunter Schwellenländeranleihen, schnitten besser ab und sorgten so trotz der durchwachsenen Performance am Aktienmarkt und der anhaltenden Schwäche der Rohstoffpreise für Gewinne.
„Die globale wirtschaftliche Aktivität zieht stetig weiter an, wobei deflatorische Kräfte laut EZB-Präsident Mario Draghi von reflatorischen Kräften abgelöst werden. In den USA, wo sich die Inflation seitwärts zu bewegen scheint, ist das zwar möglicherweise nicht der Fall. Es wird jedoch erwartet, dass die US-Notenbank im weiteren Jahresverlauf beginnen wird, ihre 4,5 Billionen US-Dollar schwere Bilanz zu reduzieren und ihre Geldpolitik weiter zu normalisieren“, so Haywood.
Infolgedessen hält der Experte an einer Short-Positionierung in den Industrieländern fest: „Unsere bevorzugte Short-Position in diesem Bereich halten wir weiterhin in Großbritannien. Dort haben wir nach dem Brexit-Referendum von steigenden Renditen profitiert.“ Wertpotenzial in Schwellenländern
Auch in den Schwellenländern sieht Haywood nach wie vor Potenzial: „Die realen Renditen dort sind attraktiv, und die Nachfrage seitens institutioneller Anleger dürfte stark bleiben. Mexiko ist unser bevorzugter Markt. Wir erwarten, dass sich Anleiherenditen sowie Zinssätze stabilisieren und daher sinken werden, da die Straffung der Geldpolitik vorüber zu sein scheint. Die Entwicklung dieses Markts muss allerdings genau im Auge behalten werden, da sie untrennbar mit der US-Außenpolitik verbunden ist.“
Unternehmensanleihen dagegen könnten unter dem von steigenden Staatsanleihenrenditen und Zinssätzen ausgeübten Druck leiden. „Das bedeutet aber nicht, dass sich an diesem Markt keine Chancen bieten. Für die Zukunft erwarten wir, dass das fundamentale Kreditresearch eine noch bedeutendere Rolle bei der Auswahl der Emittenten spielen wird, da die engen Spreads die Anleger zwingen, sich stärker auf die unternehmensspezifischen Fundamentaldaten zu konzentrieren“, so Haywood.
Quelle: Marktkommentar GAM
Die GAM Holding AG ist ein börsennotierter Asset Manager mit Sitz in Zürich. Er ist 2009 durch die Ausgliederung des Asset Managements der Julius Bär-Gruppe entstanden. GAM bietet Anlagelösungen für Institutionen, Finanzintermediäre und Privatkunden an. Die Unternehmensgruppe beschäftigt 1.000 Mitarbeiter in 13 Ländern und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 126,9 Milliarden Milliarden Schweizer Franken (117,2 Milliarden Euro). (Stand: 31. März 2017) (JF1)