Die Börse erwacht aus dem (Wasserstoff-) Tiefschlaf - nur wann?

Sven Jösting

Fachautor Sven Jösting nimmt die aktuelle Situation rund um börsennotierte Akteure der weltzweiten Wasserstoffwirtschaft für uns unter die Lupe. In diesem Teil betrachtet er die Makrolage der Hydrogen Economy an den Finanzmärten. In einem zweiten Teil betrachtet er einzelne Titel und die Story dahinter. (siehe ENI EXXECNEWS INSTITUTIONAL 02/2024)

Eine Vielzahl von Studien sieht das Supermolekül H2, bevorzugt in der Farbe Grün für regenerativ erzeugten Wasserstoff, als Basis gewaltiger Umbrüche. Es geht um viele neue Märkte, die Themen Dekarbonisierung, Energiesicherheit und Verfügbarkeit. Goldman Sachs sieht gar ein jährliches weltweites Volumen von einer Billion US-Dollar in wenigen Jahren

Die Börse hat indes viele Unternehmen und deren Aktien aus diesem Bereich in den Keller geschickt – viele notieren auf Tiefst- manche würden auch sagen Crashniveau. Wie passt das alles zusammen? Die ausgezeichneten Perspektiven nachhaltig erzeugter Energie als Basis vor allem für Wasserstoff in den Zukunftsfarben grün, blau und gelb und dem Medium Brennstoffzelle zur Wandlung in Energie scheinen völlig ausgeblendet. Sollte man nicht gerade jetzt aus einer Stimmungslage der Resignation und Enttäuschung heraus – frei nach der bekannten Contrary-Opinion – zuschlagen und sich manchen Einzeltitel aber auch Wasserstoff-ETF ins Depot legen? Für mich ist diese Frage mit einem klaren „Ja!“ zu beantworten.

Das Nachholpotential ist gigantisch – sehen wir Kurse wie Ende 2021 wieder?

Die Gruppenrotation wird auch beim Wasserstoff an der Börse ankommen – nicht ob, sondern nur wann ist die Frage. Langfristig, auf Sicht der nächsten zwei bis fünf Jahre, sollten die Topkurse Ende 2021 gar überschritten werden können, wenn die Unternehmen liefern, was sie prognostizieren. Mit einem entscheidenden Unterschied: Zogen Ende 2021 alle H2-Aktien als Gruppe scharf im Kurs an, so wird das in der Zukunft anders. Denn die Anleger gehen viel selektiver vor, in dem das Management, die Technologien, das Geschäftsmodell und deren Realisierungsfähigkeit bewertet werden. Und: Über 20 Jahre Erfahrung an der Börse haben mich gelehrt, dass die Börse auch immer nach dem Prinzip der Gruppenrotation vorgeht, wonach immer gerade die Branchen in den Fokus und Mittelpunkt des Anlegerinteresses treten, die bislang völlig übersehen wurden, die aber über ausgezeichnete Perspektiven verfügen.

Schaut man sich Länder wie China und einzelne Regionen wie den US-Bundesstaat Kalifornien an, so entwickeln sich hier Wasserstoffstrategien, die Vorbildcharakter haben und auch als Blaupause für die Welt dienen können. In China sollen schon bis 2025 über 1200 Wasserstofftankstellen im Einsatz sein – aktuell sind es circa 400. Südkorea will langfristig 1.600+ H2-Tankstellen im Land etablieren und hier in Deutschland sind gerade einmal nur circa 100 im Einsatz. Kalifornien hat restriktive Gesetze erlassen, nach denen der Nutzfahrzeugsektor bis 2035 Co2-frei sein soll. Hier entsteht enormer Druck, der aber begleitet wird von umfassenden Förderprogrammen. Dadurch kann man von mehreren Millionen LKW & Bussen ausgehen, die in den kommenden zehn bis 20 Jahren weltweit den Übergang zu Batterie und vor allem Brennstoffzelle (Wasserstoff) – auch als Kombination – erfahren werden. Und auch Wasserstoffmotoren wird viel Aufmerksamkeit geschenkt – diverse Prototypen sind bereits entwickelt worden (Bosch, Cummins, Toyota).

Genau diese Entwicklung ist die Basis meiner Erwartung, dass über drei Jahre fallender Notierungen der Aktien dieser Gruppe allmählich der Umschwung einsetzt und nachhaltig in einen langfristigen Aufwärtstrend an der Börse übergeht. Die Grundlagen dazu finden sich in sehr hohem Branchen- und Unternehmenswachstum. Die Zukunft sieht für viele Unternehmen aus dem Bereich Brennstoffzelle und Wasserstoff und ihre Aktien – mit unterschiedlicher Geschwindigkeit - geradezu fantastisch aus, da die Welt umdenkt in Sachen sauberer Energie und deren Verfügbarkeit, deren Sicherheit, deren Bepreisung und deren Potential der Dekarbonisierung vieler Märkte und Einsatzgebiete.

Es wird ein Dauerlauf

Viele Fachkonferenzen, die sich mit Wasserstoff in allen Farben, Märkten und Anwendungen befassen, lassen nur einen Schluss zu: es entstehen weltweit gewaltige neue Märkte mit hohem langfristigem und nachhaltigem Wachstum. Vielen Marktteilnehmern ist noch unklar, in welcher Weise der Wasserstoff in großen Mengen verfügbar sein wird, aber eines steht heute schon fest: Die Produktionsmengen werden steigen und die Preise werden fallen. In zehn bis 15 Jahren werden schon Kurse von ein bis zwei zwei US-Dollar pro KG Wasserstoff (grün, blau, gelb….) aufgerufen, da weltweit Produktionskapazitäten aufgebaut werden. Elektrolyseure in den verschiedenen Varianten wie PEM, Alkaine und SOEC/SOFC haben das Potenzial, jedes Jahr eine Optimierung (Effizienz der Wasserstoffproduktion bei weniger Strommenge) von fünf bis 15 Prozent zu erreichen (Quelle: U.S. Department of Energy). Dann sprechen wir von einer Steigerung um 80 Prozent in zehn Jahren. Und je günstiger der Wasserstoff und verfügbarer, umso mehr werden dadurch neue Anwendungen und Märkte entstehen. Dies geht aber alles nicht über Nacht, da Transportkapazitäten via Pipeline und Schiff geschaffen werden müssen und sich die Frage der Art der Transportverpackung stellt: via Ammoniak, Methanol oder LOHC? Riesige Kapazitäten an Elektrolyseurtechnologie (zwandeln Wasser via Strom in Wasserstoff und Sauerstoff um – PEM, Alkaine, AEM, SOFC – müssen auf den Weg gebracht werden, denn ohne diese lässt sich der Wasserstoff nicht produzieren.

Hydrogen Economy is on its way and will come!

Vergleichbar einer Metapher stellt sich für mich heute folgendes Szenario dar: Wir sind raus aus dem Todestal und aus der Übertreibungsphase der Erwartungen auf dem Boden der Tatsachen angekommen, down to earth so zu sagen. Heute geht es darum, die Risiken zu bewerten und in konkrete Projekte einzusteigen, die sich in Investitionen in den ganzen Themenkomplex Wasserstoff niederschlagen. Vom Reden zum Handeln.  

 

Der Beitrag ist zuerst in ENI EXXECNEWS INSTITUTIONAL 02/2024 erschienen.

Sven Jösting ist im Themenkomplex Wasserstoff schon über 20 Jahre aktiv. Er schreibt für das einzige Fachmagazin HZwei (Hydrogeit Verlag www.hydrogeit.de ) und den H2-Invest (Fuchsbriefe Berlin). Jösting konzentriert sich auf Themen rund um die Börse und Wasserstoff, was mit früheren und langjährigen Tätigkeiten an der Börse zusammenhängt. Er ist Mitglied der Wasserstoffgesellschaft Hamburg e.V. (gibt es schon 35 Jahre www.h2hamburg.de ) und dem Dachverband DWV (www.dwv-info.de ). Er berät Unternehmen rund um Themen, die mit Wasserstoff und Brennstoffzelle technologisch zu tun haben – Vermittlung strategischer Partner und sieht sich selbst als Venture Catalyst in Sachen Wasserstoff.

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