Kommunikative Herausforderung für die EZB
Kommentar von Franck Dixmier (Allianz Global Investors) im Vorfeld der EZB-Ratssitzung am 11. März 2021. Er erwartet nicht, dass die Europäische Zentralbank konkrete Maßnahmen ergreifen wird:
Angesichts der Verspannungen an den Anleihemärkten wird die geldpolitische Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 11. März mit großer Spannung erwartet. In der Tat ist der Anstieg der langfristigen Zinsen in der Eurozone im Gefolge der US-Zinsen ein Grund zur Sorge. Einige Mitglieder des EZB-Direktoriums – etwa Philip Lane oder Isabel Schnabel – äußerten sich bereits diesbezüglich. Vom Präsidenten der Deutschen Bundesbank Jens Weidmann wurden derartige Sorgen jedoch relativiert.
Wir erwarten nicht, dass die EZB auf der anstehenden Sitzung konkrete Maßnahmen ergreifen wird. Ihre Kommunikation hingegen dürfte in zwei Punkten eindeutig sein:
- Günstige finanzielle Bedingungen bleiben aufrechterhalten: Da die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone weiterhin fragil ist, dürfte EZB-Präsidentin Christine Lagarde darauf hinweisen, dass ein zu schneller Zinsanstieg die finanziellen Bedingungen gefährlich verschärfen könnte. Die EZB dürfte daher ihre Wachsamkeit bekräftigen, um sicherzustellen, dass die Finanzierungsbedingungen für die Regierungen – aber auch für die Unternehmen – extrem akkommodierend bleiben.
- Gewährleistung der Funktionsfähigkeit der Geldpolitik: Selbst wenn die Spreads eng bleiben, wird die Notenbank hierauf ein achtsames Auge haben. Die EZB dürfte in diesem Zusammenhang erneut bekräftigen, wie wichtig es ihr ist, eine perfekte Transmission der Geldpolitik zu gewährleisten.
Eindeutige Botschaften der EZB zu diesen beiden Themen sollten dazu beitragen, den Anstieg der Marktzinsen in der Eurozone zu begrenzen. Die EZB dürfte darüber hinaus bekräftigen, dass sie in der Lage ist, ihre Instrumente bei Bedarf anzupassen, und dass sie dieselbe Devise wie die Fed vertritt: im Zweifel lieber mehr als zu wenig zu tun.
Allerdings wird die Kommunikation durch die Aktualisierung der Wirtschaftsprognosen erschwert. Wir erwarten zwar keine Änderung der Wachstumsprognosen, gehen angesichts des Anstiegs der Energiepreise aber von einer deutlichen Aufwärtsrevision der Inflationsprognose aus (2021er Schätzung im Dezember: 1,1 Prozent). Die EZB wird dabei voraussichtlich betonen, dass der Anstieg aufgrund von Basiseffekten temporärer Natur sein wird. Vor dem Hintergrund der Nervositäten an den Anleihemärkten könnte eine größere Revision der Inflationsprognose jedoch Marktreaktionen hervorrufen, wenn die begleitende Kommunikation nicht klar genug ist.
Franck Dixmier ist Global Head of Fixed Income, Chief Investment Officer Fixed Income Europe und Mitglied des Global Executive Committee beim Investment-Manager Allianz Global Investors, Frankfurt am Main.