US-Notenbanksitzung im Dezember: Flughöhe bestätigt
Kommentar von Christian Scherrmann (DWS) im Anschluss an die Fed-Sitzung am 12. und 13. Dezember 2023. Seiner Einschätzung nach hängt der Zeitpunkt der ersten Zinssenkungen nach wie vor von der weiteren Inflationsentwicklung ab:
Auf der letzten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) im Jahr 2023 erwecken die Notenbanker den Eindruck, dass die Flughöhe jetzt erreicht ist und deuten an, dass der nächste Schritt eine Zinssenkung sein könnte. Die individuellen Projektionen, die nun mit unserer Einschätzung übereinstimmen, deuten auf drei Zinssenkungen im nächsten Jahr, damit eine mehr als bei der Sitzung im September. Betrachtet man die aktualisierten Konjunkturprognosen, so scheinen die Notenbanker zuversichtlicher geworden zu sein, dass ihre bisherigen Leitzinserhöhungen letztlich die Inflation senken werden; ihre Prognosen für das nächste und übernächste Jahr wurden nach unten revidiert.
Auf der Pressekonferenz räumte Fed-Chef Powell ein, dass „die Politik nun weit in den restriktiven Bereich vorgedrungen ist“, deutete aber auch an, dass der neue Ausblick alles andere als in Stein gemeißelt sei: „Das FOMC will weitere Zinserhöhungen nicht vom Tisch nehmen“, da es „viel zu früh ist, den Sieg zu verkünden“. Dennoch räumte er ein, dass der Zeitpunkt von Zinssenkungen auf dem Treffen diskutiert worden sei, auch wenn die Diskussion noch am Anfang stehe.
Insgesamt verlief die Sitzung etwas taubenhafter als von uns erwartet. Die Notenbanker scheinen mit dem, was sie an der Inflationsfront sehen, zufrieden zu sein. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Notenbanker bereits auf Autopilot geschaltet haben. Der Zeitpunkt der ersten Zinssenkungen hängt nach wie vor von der weiteren Inflationsentwicklung ab. Möglicherweise werden wir hier noch die eine oder andere Enttäuschung erleben. Schließlich hat uns die Fed auf ihrer letzten Sitzung im Jahr 2023 nur gesagt, dass die Zinsen wahrscheinlich hoch genug sind, jedoch nicht, wie lange sie noch hoch bleiben müssen. Das „länger“ in „höher für länger“ wird nun in den kommenden Monaten Gegenstand einer breiteren Diskussion sein.
Christian Scherrmann ist US-Volkswirt und Senior Research Analyst bei der DWS Group in Frankfurt am Main. Der börsennotierte Vermögensverwalter im Mehrheitsbesitz der Deutschen Bank beschäftigt rund 4.500 Mitarbeiter weltweit und verwaltet im Active-, Passive- und Alternatives-Geschäft ein Vermögen in Höhe von 860 Milliarden Euro in liquiden und illiquiden Anlageklassen. (Stand: 30. September 2023)