AfW: "Wir sind die Berater-Experten"
Der Bundesverband Sachwerte (bsi) wurde Ende Juni 2017 in den ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss e. V.), den großen deutschen Immobilienverband integriert. Damit verliert die Sachwertbranche ihren „eigenen“ Verband. Nun ist der ZIA nicht gleichermaßen der Wunschverband der Sachwert-Emittenten. Es gibt Meinungen bei den Unternehmen, wieder einen neuen eigenen Verband zu gründen oder bei einem der anderen Finanzdienstleistungsverbände unterzuschlüpfen. EXXECNEWS hat den mitgliederstarken Verband der Berater (AfW) zu einem Gespräch gebeten, denn der AfW könnte auch für KVGen von Interesse sein. Die Fragen beantwortete Vorstand Frank Rottenbacher.
EXXECNEWS: Der AfW ist der größte deutsche Beraterverband. Wie sehen Sie Ihre Aufgabe im Zeitalter des KAGB, MiFID, IDD und anderen Regulierungen?
Rottenbacher: Wir informieren! Und zwar Politiker und Ministerialbeamte in Berlin und Brüssel über unsere Branche, unsere Mitglieder, unsere Aufgabe, Selbstverständnis und Verantwortung als Berater/Vermittler und natürlich über die möglichen Auswirkungen angedachter Gesetze auf Verbraucher und Vermittler. Weiterhin informieren und beraten wir natürlich unsere Mitglieder und Fördermitglieder intensiv. Und wir sorgen durch eine intensive Pressearbeit für die Information der gesamten Branche.
EXXECNEWS: Welches Gehör hat der AfW in Berlin und Brüssel, wenn es um Berater geht?
Rottenbacher: Der AfW wird gehört und geschätzt. Das hat man gerade wieder bei der Diskussion rund um die IDD-Umsetzung gemerkt. Alle Redner im Deutschen Bundestag haben unsere Aktion direkt angesprochen und wir waren als Sachverständiger in die Expertenanhörung im Wirtschaftsausschuss geladen. So wie auch schon zu den Gesetzesvorhaben § 34d, § 34f, MiFID, LVRG und andere.
EXXECNEWS: Berater haben noch nicht verinnerlicht, welche Vorteile Regulierungen für sie haben. Sehen Sie das ähnlich? Und wie thematisieren Sie dieses bei Ihrer Verbandstätigkeit?
Rottenbacher: Der Aussage können wir so nur zum Teil zustimmen: 65 Prozent der Versicherungsvermittler finden die § 34d Regulierung gut oder sogar sehr gut. Gleiches trifft auf 53 Prozent der § 34f Vermittler zu. Beim § 34i waren es letztes Jahr 36 Prozent (Quelle: „9. AfW Vermittlerbarometer 2016“). Man kann also sagen: Je mehr Zeit die Vermittler haben, sich auf die Regulierungsanforderungen einzustellen und sie umzusetzen, desto positiver sehen sie diese. Das sehen wir auch als Erfolg unserer permanenten Informations- und Beratungstätigkeit rund um Regulierungsfragen an.
EXXECNEWS: Der AfW unterstützt die Initiative der KVGen, die EXXECNEWS unter dem Label PROBERATER umzusetzen versucht – warum haben Sie sich dazu entschlossen?
Rottenbacher: Sachwertinvestments können für uns sehr gut zu einer gelungenen Asset-Allocation im Kundendepot beitragen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Zurzeit haben viel mehr Vermittler eine Erlaubnis nach § 34f Nr. 2 und Nr. 3, als letztlich am Markt aktiv tätig sind. Schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit sowie Unkenntnis oder Sorge über die neuen Regelungen im KAGB führen aber dazu, dass sie gute Sachwertinvestments nicht mehr aktiv vermitteln. Hier wollen wir mit Know-how gegensteuern. Daher unterstützen wird die Initiative sehr gern.
EXXECNEWS: Der Branchenverband bsi ist in dem gigantischen Immobilienverband ZIA untergeschlüpft, damit könnten auch Berater tangiert sein, weil möglicherweise das wichtige Vertriebsprodukt Sachwert-Fonds von der Immobilienbranche majorisiert wird. Können Sie sich vorstellen, auch ein Verband für Produktlieferanten zu werden?
Rottenbacher: Wir sind ein Vermittlerverband – und zwar für alle professionellen Vermittler - von Versicherungen, Kapitalanlagen und Finanzierungen. Das werden wir bleiben, um die Interessen unserer Mitglieder wirkungsvoll und ohne indirekten Einfluss vertreten zu können. Gleichwohl bieten wir als Verband gern an, eine Plattform für den Austausch verschiedener Branchenteilnehmer zu organisieren. Mit der „Initiative Pools für Makler“ haben wir dies ja bereits äußerst erfolgreich umgesetzt.
EXXECNEWS: Wie sehen Sie die Zukunft der Anlageberatung?
Rottenbacher: Sehr positiv. Der Bedarf seitens der Kunden bleibt riesig, da das Niedrigzinsumfeld erhalten bleibt und die Komplexität weiter treibt. Das Image des „Bankberaters“ liegt am Boden, Banker sind als Verkäufer entlarvt und wir sehen auch nicht, warum es sich wieder erholen sollte. Roboadvice wird stark kommen und sich immer mehr durchsetzen. Dennoch bleibt es Aufgabe des Beraters, alle Informationen einzuordnen und komplexe Sachverhalte seinen Kunden zu erläutern.
EXXECNEWS: Was muss ein idealer und erfolgreicher Berater können? Wie ist er definiert?
Rottenbacher: Die Antwort würde den Rahmen hier sprengen. Vielleicht fasst das Wort „professionell“ die Anforderungen in einem Wort am besten zusammen.
EXXECNEWS: Welche Wünsche hat ein Beraterverband wie der AfW an die KVGen und die Emittenten von Anlagen nach dem VermAnlG?
Rottenbacher: Transparente Produkte auflegen, die professionell gemanagt werden sowie Teilnahme an der Initiative. Und: bitte keine weiteren Skandale.
EXXECNEWS: Wie wird MiFID II die Beraterlandschaft tangieren?
Rottenbacher: Die Antwort können wir fundiert erst beantworten, wenn die FinVermV in der überarbeiteten Version veröffentlicht wurde.
Das Interview ist zuerst erschienen in EXXECNEWS Ausgabe 18/2017.