Marktkommentar: Renditen von Anleihen werden fallen, Kurse steigen
Der Vermögensverwalter Janus Henderson sieht die Assetklasse Anleihen sehr positiv. Denn die Weltwirtschaft werde sich stärker abschwächen als die Märkte erwarten und die Zinsen werden eher früher als später ihren Höchststand erreichen. Die Verschuldung der Staaten steigt dagegen weiter an.
Laut dem jährlichen Sovereign Debt Index von Janus Henderson stehen die Regierungen vor einer schmerzhaften Abrechnung, denn die Rekordverschuldung und die höheren Zinssätze führen zu einer Verdoppelung der Kreditkosten in den nächsten drei Jahren. Dies wird die Steuerzahler und die öffentlichen Dienste erheblich belasten.
Die Zinsaufwendungen der Regierungen stiegen 2022 um fast ein Fünftel (plus 20,9 Prozent währungsbereinigt) auf den Rekordwert von 1,38 Billionen US-Dollar. Dies war laut Janus Henderson der schnellste Anstieg seit 1984 und spiegelt sowohl die steigenden Zinssätze als auch den zunehmenden Schuldenstand der Staaten wider.
Bis 2025 werden die Staaten weltweit 2,80 Billionen US-Dollar für Zinsen ausgeben müssen, mehr als doppelt so viel wie 2022. Dies wird zusätzliche 1,2 Prozent des BIP kosten, wodurch Mittel von anderen öffentlichen Ausgaben abgezogen oder Steuererhöhungen erforderlich werden. Die USA sind davon besonders stark betroffen.
„Nahezu Nullzinsen und umfangreiche QE-Programme der Zentralbanken haben eine so starke Ausweitung der Staatsverschuldung möglich gemacht. Die Anleihegläubiger verlangen jetzt jedoch als Ausgleich für Inflation und steigende Risiken höhere Renditen, was zu einer erheblichen und steigenden Belastung der Steuerzahler führt. Der Übergang zu normaleren Finanzierungsbedingungen erweist sich als ein schmerzhafter Prozess“ sagt Jim Cielinski, Global Head of Fixed Income bei Janus Henderson.
Der britische Vermögensverwalter geht davon aus, dass sich die Weltwirtschaft in den kommenden Monaten deutlich abschwächen und die Inflation stärker zurückgehen werde als von den meisten erwartet. Der Markt rechne mit einer relativ weichen Landung der Weltwirtschaft - eine Verlangsamung des Wachstums, aber keine völlige Abkühlung, außer in einer Handvoll von Volkswirtschaften.
„Wir glauben, dass dies falsch ist. Das schiere Volumen der Schulden von Staaten, Unternehmen und Privatpersonen bedeutet nämlich, dass die Zinssätze nicht mehr in dem Umfang steigen müssen wie in der Vergangenheit, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Der Zinsstraffungszyklus nähert sich seinem Ende. Die Anleger werden davon profitieren. Die Renditen von Anleihen aller dürften im kommenden Jahr sinken, sodass die Kurse steigen werden. Anleihen mit kurzer Laufzeit bieten derzeit höhere Renditen, da sie enger an die Leitzinsen der Zentralbanken gebunden sind. Wer Erträge erzielen und ein geringeres Risiko in Kauf nehmen will, ist damit gut bedient, wird aber weniger Kapitalzuwachs verzeichnen können. Der Spielraum für Kapitalgewinne ist bei Anleihen mit längeren Laufzeiten deutlich größer. Wir erwarten, dass diese im nächsten Jahr gut abschneiden werden, wenn die Wirtschaft unter Druck gerät“, so das Fazit von Cielinski. (DFPA/TH1)
Die Janus Henderson Group ist ein Vermögensverwalter mit Sitz in London. Das Unternehmen verwaltet ein Anlagevermögen von etwa 311 Milliarden US-Dollar und hat über 2.000 Mitarbeiter sowie Büros in 24 Städten weltweit (Stand: 31. März 2023).