50 Basispunkte im Februar und die Aussicht auf mehr
Kommentar von Ulrike Kastens (DWS) im Vorfeld der EZB-Ratssitzung am 2. Februar 2023. Ihrer Einschätzung nach dürfte EZB-Präsidentin Lagarde unverändert einen restriktiveren geldpolitischen Kurs ankündigen:

Während die US-Notenbank in der kommenden Woche die Leitzinsen nur um 25 Basispunkte anheben dürfte, ist die Europäische Zentralbank (EZB) noch weit davon entfernt, das Tempo der Zinserhöhungen zu drosseln. Zwar wird die Inflationsrate in der Eurozone im Januar 2023 wahrscheinlich unter die neun-Prozent-Marke fallen, nachdem sich die Energiepreise auch dank staatlicher Maßnahmen entspannt haben. Allerdings zeichnet sich Entspannung nicht im unterliegenden Preistrend ab. Die Kernrate lag bereits im Dezember 2022 bei 5,2 Prozent. Höhere Kosten dürften aber viele Unternehmen gerade zu Jahresbeginn veranlasst haben, weitere Preiserhöhungen durchzusetzen. Damit könnte die Kernrate in den nächsten Monaten weiter in Richtung 5,5 Prozent steigen.
All dies spricht für weitere Zinsanhebungen: 50 Basispunkte sind unserer Meinung nach im Februar gesetzt. In ihrer geldpolitischen Kommunikation dürfte die EZB-Präsidentin Lagarde zudem unverändert einen restriktiveren geldpolitischen Kurs ankündigen. Dies würde dann auch im März für einen erneuten Zinsschritt um 50 Basispunkte sprechen.
Ulrike Kastens ist Senior Economist für Europa bei der DWS Group in Frankfurt am Main. Der börsennotierte Vermögensverwalter im Mehrheitsbesitz der Deutschen Bank beschäftigt rund 3.900 Mitarbeiter weltweit und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 833 Milliarden Euro.
