Blick auf die Berichtssaison: Es droht eine Rezession

Gastbeitrag von Axelle Pinon, Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac. Sie erläutert, worauf Anleger in dieser Berichtssaison besonders achten sollten. Nach einer Periode, die von unbeständigen Aussichten geprägt war, dürften die Fundamentaldaten der einzelnen Unternehmen nun wieder mehr im Vordergrund stehen:

Axelle Pinon
Axelle Pinon

Im Laufe des ersten Quartals 2023 mussten sich die Aktienmärkte mit der unbeständigen Natur der Anleger auseinandersetzen: von einem Goldlöckchen-Szenario über eine Nichtlandung bis hin zu dem Schluss, dass eine Rezession das wahrscheinlichste Ergebnis ist. Zu Beginn dieser Berichtssaison wird man sich darauf konzentrieren, Anhaltspunkte für die möglichen Auswirkungen der Konjunkturabschwächung zu finden. Dies wird es den Anlegern ermöglichen, die Fundamentaldaten der einzelnen Unternehmen vor dem Hintergrund dieses neuen Umfelds neu zu bewerten und so wichtige Anhaltspunkte für die langfristige Performance zu erhalten.

Unsere wichtigsten Annahmen sind:

1. Die vierteljährlichen Gewinne der S&P 500-Unternehmen werden nach übereinstimmenden Prognosen gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent sinken. Negative Überraschungen dürften sich daher in Grenzen halten. Bislang wurde dies durch die ersten positiv überraschenden Gewinne bestätigt. Die meisten der großen US-Banken haben trotz der Turbulenzen im März solide Ergebnisse vorgelegt. Bis jetzt haben diese Ergebnisse die Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft unterstrichen. Für die Zukunft erwarten wir jedoch, dass die Vorteile der höheren Zinssätze nachlassen und die notleidenden Kredite zunehmen werden, wie die zusätzlichen Rücklagen der großen Banken andeuten. Die Auswirkungen eines noch nie dagewesenen geldpolitischen Straffungszyklus und einer Verschlechterung der makroökonomischen Bedingungen könnten nicht nur für die Banken, sondern auch für den breiteren Aktienmarkt spürbar werden.

2. Die Prognosen für den Gewinn je Aktie (Earnings per Share, EPS) für das Gesamtjahr 2023 sind seit ihrem Höchststand im letzten Jahr bereits erheblich gesunken. Trotz dieser Herabstufungen deutet der derzeitige Konsens immer noch auf eine Erholung der Erträge ab dem dritten Quartal hin, die bis 2024 weiter an Fahrt gewinnen wird. Dieses Szenario ist nicht mit der Tatsache vereinbar, dass viele Anleger bis zum Jahresende eine Rezession in den USA erwarten. Auch wenn in diesem Quartal keine negativen Überraschungen zu erwarten sind, sollten sich die Anleger darauf einstellen, dass die Schätzungen in den kommenden Quartalen noch weiter zurückgehen werden.

3. Aus Sektorsicht wird der größte Rückgang des Gewinnwachstums in den Bereichen Energie, Grundstoffe, Gesundheitswesen und in geringerem Maße in der IT erwartet, da sich die Gewinnrevisionen auf breiter Front verschlechtert haben. Da sich die Auswirkungen der verschärften Kreditbedingungen in der Realwirtschaft bemerkbar machen, könnte sowohl die Nachfrage der Verbraucher als auch der Unternehmen darunter leiden.

Sektoren im Fokus: Konsum

Wirtschaftswissenschaftler untersuchen die Widerstandskraft der Verbraucher, um festzustellen, wie tief die drohende Rezession sein könnte. Bislang konnten die Kunden im Allgemeinen höhere Preise verkraften, während die Unternehmen versuchen, die gestiegenen Kosten weiterzugeben, aber das Bild könnte sich ändern, da verschiedene Marktsegmente besser abschneiden als andere:

Luxusgüter: Der chinesische Verbraucher ist zurück und der Luxussektor ist einer der Hauptprofiteure. Das Ende der Null-Covid-Politik hat LVMH und Hermès, die kürzlich hervorragende Zahlen vorgelegt haben, starken Rückenwind verschafft. Für diese Unternehmen gleicht der chinesische Verbraucher die ersten Anzeichen einer US-Schwäche aus. Und wenn die Abschwächung in den USA an Fahrt aufnimmt, dürfte eine weitere Beschleunigung der chinesischen Nachfrage die Auswirkungen auf die Erträge ausgleichen, was dem Sektor zugutekommt.

E-Commerce: Nach einem sehr schwierigen Jahr 2022 dürften Unternehmen wie Amazon ihre Einzelhandelssparten weniger unter Druck sehen, da sich Kostensenkungen und Preiserhöhungen in den kommenden Monaten auszahlen dürften. Außerdem nähert sich die Phase nach der Covid-19-Verarbeitung dem Ende: Die Durchdringungsrate dürfte wieder das Tempo von vor der Coronakrise erreichen, was dem Sektor langfristig Rückenwind für Wachstum verschafft. Die größte Bedrohung für den elektronischen Handel bleibt die Rezession; relativ gesehen dürfte das Segment jedoch dank der Marktanteilsgewinne besser abschneiden als der stationäre Einzelhandel.

Einzelhandel: Während die Resilienz der US-Verbraucher im Großen und Ganzen in Ordnung ist (die Beschäftigung ist immer noch solide, die Löhne steigen und die Ersparnisse liegen über dem Niveau von vor der Pandemie), entwickeln sich unter der Oberfläche einige besorgniserregende Trends. Dazu gehört insbesondere die rasche Verlangsamung des Lohnwachstums, die, wenn sie anhält, zu einem Risiko für die zweite Jahreshälfte werden könnte. Daher sind wir der Ansicht, dass die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel trotz einer Lösung der Lagerprobleme kurzfristig insgesamt ungünstig bleiben.

Sektoren im Fokus: Technologie

Im Gegensatz zum letzten Jahr ist es dem Technologiesektor trotz des volatilen Marktumfelds gelungen, seine Glaubwürdigkeit bei den Anlegern zurückzugewinnen und zwar aufgrund von Kostensenkungsmaßnahmen sowie des Desinflationstrends und niedrigerer Zinserwartungen. Um zu verstehen, ob die Outperformance von Dauer sein kann, sind mehrere Elemente zu beachten:

Da sich die Anleger auf eine Rezession vor Ende des Jahres einstellen, werden alle Augen auf die Fähigkeit von Big Tech gerichtet sein, einer starken Verlangsamung des globalen Wachstums zu widerstehen. Die Tech-Unternehmen haben die ersten Anzeichen einer Konjunkturabschwächung schnell erkannt. Während der Berichtssaison des letzten Quartals erwähnten mehrere Tech-Unternehmen wie Amazon, Microsoft und Google einen Rückgang der IT-Ausgaben, da sie versuchten, ihre Kostenstrukturen zu optimieren, um einem schwächer werdenden makroökonomischen Umfeld zu begegnen. Alphabet und Apple warnten auch bereits vor einem Rückgang bei den Verbraucherausgaben und bei der Werbung. Daher gingen die Gewinnerwartungen deutlich zurück und ließen Raum für positive Überraschungen.

Die Kostensenkungsmaßnahmen haben sich in den letzten Monaten beschleunigt, da sich Big Tech verstärkt auf die Kapitalrendite konzentriert, um sich an das Ende der Ära der extrem niedrigen Zinssätze anzupassen. Dies sollte in den kommenden Monaten eine zusätzliche Stütze sein.

KI scheint eher ein echter Trend als eine Modeerscheinung zu sein (wie es das Metaverse, das Internet der Dinge oder das autonome Fahren vielleicht war). Die meisten der großen Technologieunternehmen sind mit dabei und die Marktteilnehmer werden genau beobachten, welche Akteure die Gelegenheit verpasst haben könnten, die Kontrolle über das ‚nächste große Ding‘ der Branche zu gewinnen. Im Vergleich zu früheren Trends besteht der entscheidende Unterschied darin, dass die mit KI verbundenen Umsatzchancen sehr schnell entstehen könnten. Das zeigt sich etwa am Beispiel Microsoft, das bereits mehrere Anwendungsfälle hat. Auch für Anbieter von Cloud-Infrastrukturen und Rechenleistung könnten sich neue Möglichkeiten ergeben.

Axelle Pinon ist Portfolio Advisor und Mitglied des Investmentkomitees beim unabhängigen Vermögensverwalter Carmignac Gestion (Paris). Das 1989 von Edouard Carmignac und Eric Helderlé gegründete Unternehmen beschäftigt 308 Mitarbeiter und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 32,1 Milliarden Euro in 23 Anlagestrategien. (Stand: 31. Dezember 2022)

www.carmignac.de

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