EZB verstärkt Marktunsicherheiten
Kommentar von Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Vermögensmanagement Euroswitch GmbH, im Anschluss an die Entscheidung der EZB vom 7. März 2019, ein neues Liquiditätsprogramm für Banken aufzulegen:
Wenige Wochen vor dem Brexit und wenige Monate vor der Europawahl scheint die EZB Maß und Kompass verloren zu haben. Es ist unbestritten, dass sich seit Monaten das Wirtschaftswachstum abschwächt. Ob dies aber zyklische oder strukturelle Ursachen hat oder ob durch politische Ungewissheiten bedingte Investitionszurückhaltungen dafür verantwortlich sind, muss sich erst noch zeigen. Mit ihrer gestrigen Entscheidung, bereits in der Phase einer vermeintlichen Wachstumsdelle ein neues langlaufendes Kreditprogramm für die europäischen Banken zu starten, erweist die EZB den Kapitalmärkten sprichwörtlich einen Bärendienst. Es stellt sich die Frage: was weiß die EZB, was wir alle nicht wissen. Eine Bazooka zum jetzigen Zeitpunkt verstärkt die konjunkturellen Unsicherheiten und zerstört das Vertrauen in eine nachhaltig orientierte Geldpolitik. Ferner werden für das europäische Zinsumfeld japanische Verhältnisse zementiert. Europäische Staatsanleihen kompensieren mit ihren niedrigen Zinsen bei weitem nicht für die damit eingegangenen Risiken und bleiben damit unverändert unattraktiv. Gleichzeitig fehlt es an der politischen Bereitschaft, die Beteiligung an der Produktivität der Wirtschaft – die Aktie - als einzig solide Geldanlage für die Altersvorsorge zu unterstützen. Was den Politikern an Lösungskompetenz und der EZB an Besonnenheit fehlt müssen jetzt die Investoren ausgleichen. Dazu gehört der Fokus auf die Aktienanlage mit erhöhter Wachsamkeit für potentiell größere Wertschwankungen. In diesem Umfeld bleiben Liquid Alternatives auch langfristig als Anleiheersatz für Euro-Investoren interessant.
Thomas Böckelmann ist leitender Portfoliomanager der Vermögensmanagement Euroswitch GmbH, einer bankenunabhängigen Vermögensverwaltung mit Sitz in Frankfurt am Main.