Jahresend-Rallye im November – Aktien, Gold und Kasse beachten
Marktkommentar von David Wehner, Senior Portfoliomanager bei Do Investment. Er geht davon aus, dass die mittelfristige Kursentwicklung verstärkt von psychologischen und emotionalen Faktoren getrieben wird und weniger von rationalen fundamentalen Fakten:
Das Jahr endet so ereignisreich, wie es begonnen hat. Die vergangenen Wochen waren mit der Entscheidung der US-Wahl für das Amt des 46. Präsidenten der USA und den neuen Entwicklungen bezüglich der SARS-CoV-2-Pandemie eine spannende Zeit – nicht nur für die Kapitalmärkte.
USA, Corona – und banges Warten
Die zweite Welle der Covid-19-Pandemie ist da. Fast täglich vermelden zahlreiche Länder immer höhere Rekorde hinsichtlich der Infektionszahlen. Gezwungenermaßen fuhren die Regierungen zahlreicher Länder das öffentliche Leben erneut herunter und verhängten wieder Lockdowns. Diese Entwicklung der Pandemie setzte die Kapitalmärkte zunächst unter Druck. Das Blatt wendete sich jedoch pünktlich mit der US-Wahl, obwohl sich diese, entgegen der Prognosen zahlreicher Wahlforscher, zu einem echten Polit-Krimi inklusive Hängepartie entwickelte. Die Menschen rund um den Globus wünschten sich ein Ergebnis. Diese Unsicherheit stahl sogar dem Dauerthema Covid-19 für eine kurze Zeit die Show. Auch in dieser Wahl machten die Swing-States ihrem Namen erneut alle Ehre, wodurch Joe Biden erst nach mehreren Tagen Auszählung zum „President-elect“ gekürt werden konnte.
Impfstoff gibt Hoffnung – und Auftrieb
Zudem beflügelte die positive Meldung bezüglich eines Corona-Impfstoffes der deutsch-amerikanischen Unternehmenskooperation von BioNTech und Pfizer den Aufwärtstrend der Märkte, wodurch die Leitindizes S&P500, Dow Jones und der Nasdaq Composite neue Allzeithochs bilden konnten. Der DAX konnte sich ebenfalls an das Juli- und Septemberhoch herantasten. Die einkehrende Akzeptanz des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump bezüglich seiner Wahlniederlage, sowie die Ernennung der zukünftigen US-Finanzministerin Janet Yellen, welche für eine kapitalmarktfreundliche Politik bekannt ist, verlieh den Märkten zusätzliche Stabilität.
Die positiven Meldungen mehrerer Impfstoffhersteller gaben jüngst den Kapitalmärkten positiven Aufwind, wodurch die amerikanischen Indizes S&P 500, Nasdaq Composite und der Dow Jones neue Allzeithochs erreichen konnten. Nichtsdestotrotz wird der Verlauf der Pandemie, vor allem die aktuelle zweiten Welle, sowie die Entwicklung in der Impfstoff-Forschung und -Produktion ein marktbeherrschender Faktor werden. Die Hoffnung der Weltbevölkerung, sowie der Kapitalmärkte liegt auf einen baldigen Impfstoff gegen das SARS-CoV-2-Virus, um die Pandemie und deren sozialen und wirtschaftlichen Folgen bewältigen zu können. Weitere positive Meldungen seitens der Impfstoffhersteller könnten den Aufwärtstrend der Leitindizes S&P 500, Dow Jones und der DAX fortsetzen. Auch würden weitere Konjunkturpakete der Zentralbanken, um die wirtschaftlichen Folgen neuer Lockdowns abzufedern, dem Markt Stabilität und ein positives Sentiment verleihen. Durch die Ernennung der zukünftigen US-Finanzministerin Janet Yellen kann mit einer kapitalmarktfreundlichen Politik sowie neuen Stimulus-Paketen gerechnet werden.
Emotionen bestimmen die Kurse
Was ist aber, wenn sich der erhoffte Impfstoff zeitlich verzögert und die Infektionszahlen weitere Höchststände erreichen? Kommt es zu immer strengeren Verhaltensauflagen im öffentlichen und privaten Raum sowie neuen Lockdowns, ist damit zu rechnen, dass die Volatilität steigt und die Kapitalmärkte erneut an Boden abgeben müssen. Da es vor allem in den Weihnachtstagen sowie an Silvester vermehrt zu privaten Feiern, die als Hauptpandemietreiber gelten, kommen wird, ist in den Folgemonaten Januar und Februar wieder mit erhöhten Infektionszahlen zu rechnen – was die Kapitalmärkte erneut unter Druck setzen könnte. Aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass mittelfristige Kursbewegungen verstärkt von psychologischen und emotionalen Faktoren getrieben sein werden und weniger von rationalen fundamentalen Fakten.
Drei Säulen tragen durchs nächste Jahr
Jedoch bietet ein solches Szenario auch Chancen. Wir gehen davon aus, dass uns der Markt, unter anderem durch eine potenziell höhere Volatilität im nächsten Jahr, neue Opportunitäten bieten wird. In Summe ist eine Aufteilung der Asset-Allokation in drei Säulen für die nächsten zwölf Monate angebracht:
Als erstes ist eine solide Kasse-Position sinnvoll, um in schwachen Marktphasen Chancen nutzen zu können.
Die zweite Säule bildet Gold. Das Edelmetall stellt einen realen Vermögenswert dar und schützt vor einem Anstieg der Inflation.
Die dritte Säule sind Aktien. Obwohl das Chancen-Risiko-Profil bei weitem nicht mehr so positiv ist wie im März 2020, ist es möglich, dass wir in ein Inflations-Szenario geraten, in dem zumindest Aktien die Möglichkeit haben, überproportional positive Renditen zu erzielen. Viele andere Anlageklassen werden in diesem Szenario nicht dazu in der Lage sein.
David Wehner ist Senior Portfoliomanager bei der Do Investment AG mit Sitz in München. Die Vermögensverwaltung ist Teil der Unternehmensgruppe von Silvius Dornier und betreut Privatpersonen, mittelständische Unternehmerfamilien, konservative Institutionen und Stiftungen ganzheitlich in allen Fragen der Vermögensplanung und des Vermögensmanagements. Ihre Kernkompetenzen liegen in der Strukturierung und Verwaltung von liquiden Vermögenswerten und ausgewählten Sachwertinvestments im Bereich der Agrarwirtschaft.