Krise zwischen USA und China stützt den US-Dollar

Tobias Frei
Tobias Frei

Marktkommentar von Tobias Frei aus der Reihe „Ansichtssache“. Seiner Meinung nach lehrt könnte einzig der Euro künftig eine wichtigere Rolle als Reservewährung spielen:

Der Wert des US-Dollars ist im Juli auf breiter handelsgewichteter Basis um fast fünf Prozent gefallen (im Vergleich zu Juni) und verzeichnete damit einen der größten Verluste in den vergangenen zehn Jahren. Mit dem Beschluss des 750 Milliarden Euro großen EU-Wiederaufbaufonds wird nun gerne angeführt, die US-Dollar-Schwäche sei die Kehrseite eines festeren Euros, welcher durch die Fiskaltransfers und die Schaffung eines liquiden Marktes hochqualitativer lang laufender Anleihen an Attraktivität gewinnt. Dieses Argument greift jedoch zu kurz, da der US-Dollar auch gegen-über einer Reihe weiterer Währungen an Wert verlor. Auf der Suche nach Gründen fällt zu-nächst auf, dass der US-Dollar seit Anfang 2019 seinen Zinsvorteil verloren hat und trotzdem gegenüber zahlreichen Währungen (gemäß Kaufkraftparitätentheorie) immer noch um circa zehn Prozent überbewertet ist.

Dies erklärt jedoch nicht die jüngsten Verluste. Vielmehr ist es die Geldpolitik der Fed mit Unterstützung des US-Schatzamtes und des Präsidenten, welche den Greenback unter Druck setzt. Die US-Geldmenge M2, welche in den vergangenen 25 Jahren mit durchschnittlich sechs Prozent p.a. gewachsen ist, expandiert seit März mit einer zweistelligen Vorjahresrate und erreichte im Juni mit 23,3 Prozent einen Rekordzuwachs. Ein Vergleich mit Notenbanken anderer Industrienationen, die wesentlich besonnener agieren, verdeutlicht die hyperexpansive Geldpolitik. So ist die Geldmenge in der Eurozone im Juni lediglich um 9,4 Prozent gewachsen (20-Jahres-Durchschnitt: 5,6 Prozent) und in Großbritannien um 8,8 Prozent (25-Jahres-Durchschnitt: 6,0 Prozent). Vor diesem Hintergrund ist weder der Höhenflug des Goldpreises verwunderlich, der in US-Dollar notiert wird, noch erstaunen die anziehenden Inflationserwartungen, welche durch Spekulationen genährt werden, die Fed könne ein temporäres Überschießen der Inflationsrate zulassen.

Ein schwächerer US-Dollar stützt einerseits die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe über den Export, andererseits treibt er die Inflation über die Verteuerung von Importgütern. Die Fed, die im Rahmen ihres dualen Mandates Vollbeschäftigung und Geldwertstabilität verfolgt, wird sich daher nicht gegen eine Abwertung des US-Dollars stemmen, solange der Status als Reservewährung nicht gefährdet ist. Und dieser ist weder durch den Renminbi aufgrund der mangelnden Konvertibilität noch durch den Yen aufgrund der demografischen Entwicklung und der hohen Staatsverschuldung in Bedrängnis. Einzig der Euro könnte künftig eine wichtigere Rolle spielen, sofern die EU-Mitgliedsstaaten die Brüsseler Beschlüsse umsetzen und sich der politische Wille zu einer stärkeren Zusammenarbeit bei der Fiskalpolitik als nachhaltig erweist.

Auf Basis des relativen Geldmengenwachstums in der Eurozone und in den USA führen einige Experten an, dass der US-Dollar noch viel stärker abwerten könnte. Auch habe die EZB weniger Möglichkeiten, mit der expansiven US-Geldpolitik mitzuhalten, da bereits vor der Coronavirus-Krise in der Eurozone Negativzinsen herrschten. Die EZB hat aber durchaus andere Möglichkeiten, zum Beispiel weitere umfangreiche Wertpapierkäufe. Fraglich bleibt jedoch die Notwendigkeit, diese einzusetzen. So meisterten viele Staaten der Eurozone im Vergleich zu den USA die Krise bisher deutlich besser. Dementsprechend sollte sich die Wirtschaft auch schneller erholen. Der Chicagoer Börse zufolge haben jedoch viele kurz- und mittelfristig orientierte Investoren diese Entwicklung bereits vorweggenommen.

Mit dem Einzug eines demokratischen Präsidenten in das Weiße Haus im Jahr 2021 ist zu befürchten, dass die republikanische Unternehmenssteuerreform von Präsident Trump aufgrund des hohen Haushaltsdefizits zumindest teilweise zurückgenommen und die US-Wirtschaft wie-der stärker reguliert wird. Dies würde die Attraktivität europäischer Vermögenswerte relativ zum US-Markt stützen und dem Euro mittelfristig weiteres Aufwertungspotenzial eröffnen. Bis zu den US-Wahlen im November erwarten wir jedoch, dass sich die politische Krise zwischen den USA und China weiter verschärft und den US-Dollar aufgrund des Status als sicherer Hafen kurzfristig stützt. Eine Konsolidierung im Bereich zwischen 1,15 und 1,19 (versus Euro) ist daher am wahrscheinlichsten.

Tobias Frei ist Senior Portfolio Manager Fixed Income/FX bei der Bantleon Bank AG in Zug. Der institutionelle Asset Manager mit Standorten in Deutschland und der Schweiz verwaltet mit 45 Mitarbeitern ein Vermögen von 5,1 Milliarden Euro. Zu den Investoren der Publikums- und Spezialfonds zählen vor allem Banken, Versicherungen, Industrieunternehmen und Unternehmen der Altersvorsorge sowie auch sicherheitsbewusste Privatanleger.

www.bantleon.com

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