Asset Manager Assenagon: Gewinner der US-Strafzölle könnte China werden
US-Präsident Donald Trump hatte verkündet, dass ein Handelskrieg gut für Amerika sei und dass er leicht zu gewinnen sei. Inzwischen mehren sich Zweifel, berichtet Dr. Martin Hüfner, Chefvolkswirt des Asset Managers Assenagon, in einem Wochenkommentar. Die Anhebung von Einfuhrzöllen geht schnell und bedarf keiner mühsamen Verhandlungen mit dem Kongress. Sie habe zu Folge, dass das Wachstum sich erhöhe, da die einheimischen Firmen mehr produzierten und mehr verdienen könnten sowie neue Arbeitsplätze schafften. Das Handelsbilanzdefizit gehe zudem zurück, weil weniger importiert werde. Hüfners Fazit lautet allerdings, dass die Erhebung von Zöllen den USA mehr schaden als nutzen würde und nennt dafür folgende Begründungen:
Die amerikanischen Verbraucher seien bei einer Zollerhöhung die Verlierer, erklärt Hüfner. Die Güter, die sie kaufen, würden teurer und ihre Kaufkraft verringere sich. Volkswirtschaftlich betrachtet komme es zu einer Umverteilung zugunsten der Unternehmen und zu Lasten der Konsumenten.
Außerdem gehe das Leistungsbilanzdefizit der USA nicht zurück, sondern werde steigen. Hüfner erläutert, dass der Saldo der Leistungsbilanz immer der Differenz zwischen Investitionen und Ersparnis entspreche. Wenn der Fehlbetrag kleiner werden soll, dann gelinge das nur dadurch, dass mehr gespart beziehungsweise weniger investiert wird. Beides erfordere eine restriktive Finanzpolitik und damit das Gegenteil von dem, was in den USA durch die Steuersenkung gerade geschieht, sagt Hüfner.
Zudem werde das Wirtschaftswachstum durch die Erhebung der Zölle nicht größer, sondern kleiner. Wenn sich das Leistungsbilanzdefizit erhöht, dann gibt es mehr Importe beziehungsweise weniger Exporte, sagt Hüfner. Da die Beschäftigung zunimmt, werde die Produktivität der US-Industrie abnehmen oder sich nicht mehr so stark erhöhen.
Noch schlechter sieht es für die USA nach Hüfners Meinung aus, wenn die Gegenmaßnahmen der von einer Zollerhöhung betroffenen Staaten berücksichtigt werden. Wenn auch sie die Zölle erhöhen, gingen dadurch die US-Exporte zurück und Arbeitsplätze würden wegfallen. Die Leistungsbilanz verschlechtere sich weiter, gibt der Experte zu Bedenken.
Die Erfahrung zeige auch, dass Branchen, die durch Zölle geschützt werden, in ihren Anstrengungen zur Produktivitätssteigerung nachlassen. Das reduziere das Wachstum und langfristig auch die Beschäftigung. Hüfner wäre nicht überrascht, wenn China seinen Strukturwandel zugunsten der Hochtechnologie noch schneller vorantreiben würde. Es könnte sein, dass es am Ende beim Wachstum und der Wettbewerbsfähigkeit besser dasteht als ohne Trumps Zölle. Darauf würde auch hindeuten, dass sich das Land von dem Handelsstreit relativ unbeeindruckt zeigt. Es habe zwar auch Zölle angekündigt. Der chinesische Präsident Xi habe aber Anfang der Woche selbstbewusst eine weitere Öffnung der Märkte seines Landes angekündigt und einen stärkeren Schutz des geistigen Eigentums, erinnert Hüfner. Das würde die amerikanischen Zölle ins Leere laufen lassen.
In seinem Ausblick betont der Chefvolkswirt, dass die Gefahr eines Handelskrieges eine Belastung der Börsen darstellt. Diese sei aber nicht so groß wie vielfach befürchtet. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Trump mit seiner Zollpolitik eine stärkere Konjunkturabschwächung oder gar einen Aktien-Crash riskiert, schon gar nicht in einem Wahljahr“, schreibt Hüfner. Positiv für die Europäer sei, dass die Amerikaner wieder europäische Aktien kaufen.
Quelle: Hüfners Wochenkommentar, Assenagon Asset Management
Die Assenagon Asset Management ist ein auf die Steuerung von Kapitalmarktrisiken spezialisierter Asset Manager mit Sitz in Luxemburg und Zweigniederlassung in München. (TS1)