Bauzinsen: Seitwärtsbewegung ohne größere Impulse
Die Europäische Zentralbank und Federal Reserve haben wie erwartet agiert und einen kleinen beziehungsweise keinen Zinsschritt unternommen. Am Anleihen- und Zinsmarkt war zuletzt mehr Ruhe eingekehrt. Wie erwartet hat die EZB die Leitzinsen am Donnerstag um 25 Basispunkte angehoben. Damit vollzog die Europäische Zentralbank den achten Zinsschritt in Folge. „Die EZB hat ihre Inflationsprognose für 2023 leicht auf 5,4 Prozent erhöht und geht von einem niedrigeren Wirtschaftswachstum als bisher von 0,9 Prozent aus“, erläutert Jörg Haffner, Geschäftsführer des Vertriebsunterstützers Qualitypool.
„Die EZB rechnet zwar weiterhin mit einer nachlassenden Inflation, geht aber davon aus, dass dieser Trend aktiv mit kleineren Zinsschritten unterstützt werden muss. Die Experten werden ihren Blick in den nächsten Monaten also noch gespannter auf die Verbraucherpreise heften. Es ist davon auszugehen, dass die Inflation noch deutlicher sinken muss, bevor die Europäische Zentralbank aktiv gegensteuern wird.“ Der US-Leitzins bleibt vorerst bei 5,0 bis 5,25 Prozent. Für diesen Kurs sprechen konstant rückläufige US-Verbraucherpreise (4,0 Prozent im Mai) sowie die Tatsache, dass die Fed inzwischen ein Zinsniveau von über fünf Prozent erreicht hat, den höchsten Stand seit 16 Jahren. „Zuletzt signalisierten Bankenpleiten in den USA und teilweise schwächere Konjunkturdaten, dass die Zinserhöhungen der Fed nicht unendlich anhalten können“, so Haffner. „Nach der erwarteten Zinspause im Juni sind allerdings weitere kleine Zinserhöhungen möglich, um den Inflationsrückgang abzusichern. Es wird davon ausgegangen, dass das Niveau 2023 noch um 50 Basispunkte steigen könnte, um die Verbraucherpreise nachhaltig in Richtung der angestrebten zwei Prozent zu bewegen. Am Markt denkt man währenddessen bereits an die geldpolitische Gegenbewegung. Optimisten gaben bereits Prognosen für erste Zinssenkungen im vierten Quartal ab.“
Die durchschnittlichen Bestzinsen für Baufinanzierungen bewegten sich von Anfang Mai bis Anfang Juni leicht schwankend seitwärts, zwischen 3,48 und 3,53 Prozent bei den zehnjährigen Zinsbindungen sowie 3,51 und 3,71 Prozent bei den 15-jährigen Zinsbindungen. Ende des Jahres könnte nach Ansicht Haffners wieder mehr Bewegung auf dem Anleihen- und Zinsmarkt entstehen: „Eine Prognose fällt momentan außerordentlich schwer, angesichts der vielen Abhängigkeiten von wirtschaftlichen und auch politischen Entwicklungen in den kommenden Monaten. Es ist aber in der Theorie möglich, dass die Baufinanzierungszinsen ab Ende des Jahres leicht zurückgehen – vorausgesetzt, dass die Inflationsentwicklung mitspielt.“ (DFPA/mb1)
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