Beginn einer goldenen Ära für den Gesundheitssektor
Trotz der aktuellen Schwäche im Healthcare-Sektor ist Steven Smith, Investment Director bei Capital Group, in einem Interview mit Tiam Fund Research überzeugt, dass der Markt am Beginn einer goldenen Ära steht.
2023 erlebten Aktien aus dem ihr schlechtestes Jahr seit mehr als zwei Jahrzehnten. Während der globale Aktienmarkt um 24,2 Prozent zulegte, erzielte der Healthcare-Sektor lediglich ein Plus von 4,3 Prozent. Smith sieht hierfür mehrere Ursachen: „Die Aufregung um die Chancen durch künstliche Intelligenz (KI) zusammen mit der Erwartung, dass die Zentralbanken in den Industrieländern die Zinssätze auf dem aktuellen Niveau halten oder sogar senken könnten, führte 2023 zu einem risikofreudigen Umfeld – zum Nachteil von defensiven Sektoren wie dem Gesundheitssektor.“
Ein weiterer Grund sei der 2022 in den USA verabschiedete Inflation Reduction Act (IRA). Das Gesetz ermögliche es dem US-Krankenversicherungsprogramm Medicare, Arzneimittelpreise direkt mit den Pharma-Unternehmen auszuhandeln. Trotz der jüngsten Schwächephase seien die längerfristigen Aussichten des Gesundheitssektors positiv. Dafür spricht aus Sicht des Experten vor allem dessen enorme Innovationskraft. „Vor 30 Jahren hat die Entschlüsselung eines Genoms rund eine Milliarde US-Dollar gekostet und mehr als einen Monat gedauert. Ein paar Jahrzehnte später haben die Fortschritte in der Datenanalyse und der Gensequenzierungstechnologie dazu geführt, dass derselbe Vorgang fast augenblicklich und zu Kosten von weniger als 100 US-Dollar möglich ist,“1 sagt Smith. „Wenn wir noch KI in die Gleichung einbeziehen, besteht die berechtigte Hoffnung, dass Gesundheitsunternehmen bald Behandlungen für einige der weltweit häufigsten Krankheiten wie Krebs, Demenz und Adipositas entwickeln können.“ Healthcare steht für Smith aktuell an der Spitze innovativer Forschung und Entwicklung. „In einem solchen Umfeld ist umfassendes fundamentales Research entscheidend, um Chancen adäquat beurteilen zu können“, sagt der Experte. Denn mitunter könne der Erfolg eines neuen Medikaments über Erfolg oder Misserfolg eines ganzen Unternehmens entscheiden. Hilfreich sei dabei auch, wenn Analysten einen Hintergrund in Medizin mitbrächten. „Dieses Fachwissen im Team zu haben, hilft uns bei der objektiven Bewertung der Chancen eines neuen Medikaments oder Behandlungsansatzes“, bilanziert Smith. (DFPA/abg)
1931 in den USA gegründet, ist die Capital Group mit etwa 2,2 Bil. US-Dollar verwaltetem Vermögen (Stand 31.12.2022) heute einer der weltweit größten unabhängigen Investmentmanager. Seit 1962 ist die Capital Group in Europa vertreten und verwaltet Vermögen für Kunden in Deutschland und Österreich.