"Die Berichterstattung über Chinas Wachstumsraten ist übertrieben pessimistisch"
Nach Veröffentlichung der chinesischen Wachstumszahlen für 2018 war in den Medien von „schockierenden“ Zahlen und einem „dramatischen Wachstumseinbruch“ zu lesen. Dabei kam dieses Ergebnis nicht überraschend, heißt es in einem Marktkommentar des Vermögensverwalters DWS. Denn zum Jahresbeginn 2018 hatte der chinesische Staatsrat ein Wachstumsziel von 6,5 Prozent formuliert. Angesichts eines Wachstums im vierten Quartal in Höhe von 6,4 Prozent im Vorjahresvergleich beziehungsweise von 6,6 Prozent für das Gesamtjahr erwiesen sich die Prognosen aus China erneut als höchst präzise.
„Auch aus einer anderen Perspektive scheint die Aufregung etwas übertrieben: In unserem ,Chart of the Week‘ betrachten wir den Beitrag, den China zum Weltwirtschaftswachstum leistet. Dieser ist in den letzten Jahrzehnten von drei Prozent in den 1980er Jahren auf über 25 Prozent gestiegen. Zu jedem Dollar an zusätzlichem Welt-Bruttoinlandsprodukt (BIP) trägt China somit mehr als ein Viertel bei. In den vergangenen zehn Jahren blieb der Anteil Chinas dabei mehr oder weniger konstant, obwohl die chinesischen Jahreswachstumsraten im gleichen Zeitraum von über zehn Prozent auf aktuell 6,6 Prozent gefallen sind.
Dies lässt sich einerseits mit dem schwächeren Wachstum der Industrieländer und andererseits mit der wachsenden absoluten Größe der chinesischen Wirtschaft erklären“, ist in dem DWS-Marktkommentar zu lesen.
Zurzeit verdichten sich laut DWS die Hinweise, dass aus Peking für das laufende Jahr ein Wachstumsziel von 6,0 bis 6,5 Prozent formuliert werden könnte. Damit würde das Reich der Mitte erneut ein Hort der Stabilität in einer Welt von ansonsten schwächelnden Konjunkturaussichten werden, wie Dr. Xueming Song, Chief Economist China bei der DWS, betont. Was jedoch wiederum nicht ausschließe, dass in einem Jahr erneut mit großer Aufregung von einer weiteren Wachstumsabschwächung in China berichtet werden könnte.
Skeptiker könnten fragen, warum so viele westliche Unternehmen bereits jetzt ihre schwächeren Quartalszahlen und -ausblicke mit flauen Zahlen aus China begründen. Dazu stellt Song klar, dass China bei den aktuellen Konjunkturpaketen stärker auf Konsum und Dienstleistungen – also die Binnenwirtschaft – setzt, während ausländische Firmen in der Vergangenheit von Investitionen in den Kapitalstock profitiert hätten. Schließlich wisse Pekings Führung am besten, dass angesichts von Überkapazitäten und einer rasant gestiegenen Verschuldung der Spielraum für klassische Investitionsoffensiven kleiner wird. Das sei zwar ärgerlich für die ausländischen Firmen, scheine aber, den BIP-Zahlen nach zu urteilen, für das Land zu funktionieren.
Quelle: Marktkommentar DWS
Die DWS Group (DWS) ist einer der weltweit führenden Vermögensverwalter mit einem verwalteten Vermögen von 692 Milliarden Euro (Stand: 30. September 2018). Die DWS beschäftigt rund 3.600 Mitarbeiter an Standorten in der ganzen Welt. (JF1)