Euro-Währungsgebiet: Richtlinien für Unternehmenskredite gelockert
Die Banken im Euroraum haben eine weitere Lockerung ihrer Richtlinien für Unternehmenskredite im ersten Quartal 2015 gemeldet (Nettosaldo von minus neun Prozent nach minus fünf Prozent im Schlussquartal 2014). Das ergibt eine Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Kreditgeschäft im Euro-Währungsgebiet.
Damit fiel die Lockerung stärker aus als in der vorangegangenen Umfrage erwartet. Triebfeder dieser Entwicklung waren laut EZB die Finanzierungskosten und bilanziellen Restriktionen der Banken sowie die Wettbewerbssituation. Anders als bei den Unternehmenskrediten wurde bei den Richtlinien für Wohnungsbaukredite an private Haushalte unter dem Strich eine leichte Verschärfung gemeldet (zwei Prozent nach minus vier Prozent in der letzten Umfrage). Das Niveau der Kreditrichtlinien im Vergleich zu den Angaben der Banken vom Vorjahr habe sich wesentlich verbessert, gleichwohl sei das Niveau nach Einschätzung der befragten Banken nach wie vor straff.
Was die Kreditbedingungen betrifft, so kam es nach Auskunft der Banken zu einer weiteren Verengung der Margen für durchschnittliche Kredite und in geringerem Maße auch für risikoreichere Ausleihungen. Zudem waren die Ablehnungsquoten bei der Beantragung von Unternehmens- und Wohnungsbaukrediten im ersten Quartal 2015 rückläufig.
Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten verbesserte sich per saldo weiter. Ausschlaggebend hierfür waren vor allem der Mittelbedarf für Lagerhaltung und Betriebsmittel sowie das allgemein niedrige Zinsniveau. Anders als in der vorangegangenen Umfrage leisteten die Anlageinvestitionen zuletzt einen negativen Beitrag zur Kreditnachfrage der Unternehmen. Die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten zog unter dem Strich in raschem Tempo weiter an, wofür insbesondere das allgemein niedrige Zinsniveau und die Aussichten am Wohnimmobilienmarkt verantwortlich gemacht werden.
Die Banken des Eurogebiets meldeten außerdem für das erste Quartal 2015 per saldo einen weiter verbesserten Zugang zu großvolumiger Refinanzierung über alle wesentlichen Finanzmarktinstrumente wie auch zur Refinanzierung über Kundeneinlagen.
Bei den Zusatzfragen zu den Auswirkungen des erweiterten Programms der EZB zum Ankauf von Vermögenswerten gaben die befragten Banken an, die durch das Programm generierte zusätzliche Liquidität insbesondere für die Gewährung von Krediten verwendet zu haben und dies auch für die kommenden Monate zu beabsichtigen. Dem erweiterten Ankaufprogramm wurde per saldo ein lockernder Einfluss auf die Kreditrichtlinien und Kreditbedingungen zugesprochen – insbesondere bei den Unternehmenskrediten –, der sich in den kommenden Monaten nach Einschätzung der Banken weiter verstärken dürfte.
Die Erhebung per Fragebogen wurde im März 2015 durchgeführt. An der Umfrage nahmen 142 Banken teil.
Quelle: Pressemitteilung Europäische Zentralbank
Die Europäische Zentralbank (EZB) mit Sitz in Frankfurt verwaltet den Euro und sorgt für die Preisstabilität in der Europäischen Union (EU). Zudem ist die EZB für die Gestaltung und Umsetzung der Wirtschafts- und Währungspolitik der EU verantwortlich. (mb1)