Feri: Faktischer Default Griechenlands ohne unmittelbare Konsequenzen
Ob Griechenland im Euroraum bleibt, hängt maßgeblich vom Ausgang des Referendums am kommenden Sonntag ab. Mit der Unmöglichkeit, den fälligen IWF-Kredit am 30. Juni zu bedienen, befindet sich Griechenland faktisch ab dem 1. Juli im Default. Nach Einschätzung der Feri Euro Rating Services AG wird dies aber keine unmittelbaren Konsequenzen nach sich ziehen, da der Internationale Währungsfonds einen gewissen zeitlichen Spielraum hat, um darauf zu reagieren und auch die Europäische Zentralbank die Bereitstellung von Notfallkrediten im bisherigen Umfang trotz des Auslaufens des Hilfsprogramms der Gläubiger aufrecht erhält.
Sollte die griechische Bevölkerung mehrheitlich der Empfehlung ihrer Regierung folgen und eine Vereinbarung mit den Gläubigern ablehnen, wäre das Ausscheiden Griechenlands aus dem Euroraum kaum zu verhindern, auch wenn sich der Prozess mindestens über einige Wochen hinzöge. Nach Einschätzung von Feri wären die realwirtschaftlichen Auswirkungen auf den übrigen Euroraum wegen der geringen Größe des Landes sehr begrenzt. Auch die Gefahr einer unmittelbaren Ansteckung über das Finanzsystem sei als gering einzuschätzen.
Stimmt die griechische Bevölkerung dagegen für die Reformvorschläge, würde die Hängepartie um Griechenland weitergehen. Es sei kaum vorstellbar, dass die Regierung Tsipras im Amt bleiben könnte, nachdem sie das Land mit ihrer Verhandlungsstrategie ins Chaos gestürzt habe und dafür noch nicht einmal die Rückendeckung ihrer Bevölkerung erhalte. Welche politische Konstellation aus Neuwahlen hervorgehe, sei allerdings kaum abschätzbar. Um die langfristige Tragfähigkeit der griechischen Staatsfinanzen sicherzustellen, sei „zwangsläufig“ mit neuen Verhandlungen über ein drittes Hilfsprogramm zu rechnen.
Das Feri-Fazit: Ein Ende der Hängepartie werde es nur mit einem „Grexit“ geben.
Quelle: Pressemitteilung Feri
Die Feri Euro Rating Services AG ist ein Investmentresearch- und Ratingunternehmen. Das Unternehmen ist Teil der Feri-Gruppe, einem Beratungs- und Analyseunternehmen für private und institutionelle Vermögen mit Hauptsitz in Bad Homburg, das seit 2006 zum MLP-Konzern gehört. Das Unternehmen beschäftigt circa 50 Mitarbeiter und betreut circa 1.000 Kunden weltweit mit Schwerpunkt in Deutschland. (TH1)