Forschungsinstitut sieht Risiken für die europäische Währungsunion
Das Forschungsinstitut Feri Cognitive Finance Institute schreibt in seiner Studie „Zukunftsrisiko Euro Break Up“ von einem weiterhin bestehenden Risiko des Zerfalls der europäischen Währungsunion (EMU). „Weder die Wahlergebnisse in Italien noch die aus Paris und Brüssel vorangetriebenen neuen Ideen tragen zur langfristigen Stabilisierung in Europa bei“, sagt Dr. Hein-Werner Rapp, Leiter des Institutes und Autor der Studie. Bei den Reformvorschlägen würde es sich für die EMU um die Beschaffung neuer Finanzmittel handeln.
Durch eine Umverteilung von Risiken im Zuge einer Transferunion werde die EMU ökonomisch schwächer, politisch fragiler und strategisch anfälliger, meint der Experte. Sollte der politische Weg in eine Transferunion führen, drohe innerhalb von fünf bis zehn Jahren der „Euro Break Up“, so Rapp. Eine solche Umgestaltung der Eurozone wäre eine Abkehr von der ursprünglichen Idee der Währungsunion und dem Maastricht-Vertrag, heißt es weiter.
Die grundlegenden Probleme der Währungsunion seien zuletzt durch die geldpolitischen Maßnahmen überdeckt worden. In den vergangenen fünf Jahren habe die Europäische Zentralbank rund 2,3 Billionen Euro direkt in das europäische Finanzsystem geleitet. Rapp erklärt, dass mit diesem Betrag rund 23 Prozent der Staatsschulden der Eurozone getilgt werden könnten oder Italien von seinen gesamten Staatsschulden befreit werden könnte. Italien bleibe das schwächste Glied der EMU, hebt der Experte hervor.
Zu den langfristigen Risiken der EMU zählt Rapp die Ausweitung der sogenannten „Target-Salden“ (Echtzeit-Zahlungssystem der europäischen Zentralbanken). Dieses würde „als kostenloser Kreditbrief“ eingesetzt. Deutschland stehe dabei aktuell mit rund 900 Milliarden Euro in der Pflicht. „Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, aber von der Europäischen Zentralbank toleriert, bauen sich dort finanzielle und politische Spannungen auf, die für die Zukunft der EMU gefährlich werden können“, warnt Rapp.
Quelle: Pressemitteilung Feri Cognitive Finance Institute
Das Feri Cognitive Finance Institute ist eine privatwirtschaftliche Forschungsinitiative der Feri AG in Bad Homburg. Das Institut dient dem systematischen Erkenntnisgewinn im Bereich von Wirtschaft, Kapitalmärkten und Finanzsystemen. Dazu verwendet das Institut einen proprietären Research-Ansatz, der auf der vernetzten Analyse von sechs zentralen Erkenntnisräumen basiert und sich am neuesten Stand wissenschaftlicher und interdisziplinärer Forschung orientiert. (TS1)