„Grexit“: Mögliche Szenarien für Kapitalmärkte
Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone wäre für Anleger vielleicht nicht so schlecht wie häufig vermutet. Längerfristig könnte sich ein „Grexit“ sogar positiv auswirken, so analysiert Lukas Daalder, Chief Investment Officer Robeco Investment Solutions, in einem Marktkommentar.
Aus Sicht des Experten würde ein „Grexit“ auf kurze Sicht zunächst Chaos verursachen. Der Austritt Griechenlands aus der Eurozone könnte sich auch längerfristig negativ auswirken, wenn es zu einem Dominoeffekt in anderen Euro-Ländern komme. Möglich seien aber auch positive längerfristige Auswirkungen, wenn die verbleibenden Mitglieder der Eurozone nach einem endgültigen Schlussstrich unter das Griechenland-Debakel den Schulterschluss üben würden.
„Kurzfristig wäre ein ‚Grexit‘ für risikobehaftete Finanzmarktaktiva negativ”, so Daalder. „Die Unsicherheit über ein mögliches Übergreifen auf andere Euro-Länder würde die Aktienkurse fallen und die Kreditspreads steigen lassen. Das würde auf die Peripherieländer übergreifen. Da aber das Anleihekaufprogramm der EZB läuft und diese ihre Aussage, sie werde alles Erforderliche zur Rettung des Euro tun, so oder ähnlich wiederholen dürfte, gibt es eine klare Obergrenze für den Anstieg der Kreditspreads. Der Euro würde dennoch unter Druck geraten, da ein ‚Grexit‘ Zweifel an der zukünftigen Stärke und Solidität des Euro aufkommen lassen würde“, sagt Daalder.
Er rechne unter anderem damit, dass die Kurse europäischer Aktien auf kurze Sicht fallen und Banktitel besonders hart getroffen würden. In diesem Fall erwartet der Robeco-Experte eine „Flucht zur Qualität” in deutsche Bundesanleihen, die trotz ihrer extrem niedrigen Renditen immer noch als „sicherer Hafen” gelten.
Quelle: Markkommentar Robeco
Die Fondsgesellschaft Robeco mit Sitz in Rotterdam ist seit 2013 eine Tochtergesellschaft der japanischen Investmentbank Orix. Das 1929 gegründete Unternehmen beschäftigt weltweit rund 1.300 Mitarbeiter in 17 Ländern und verwaltet ein Vermögen in Höhe von rund 205 Milliarden Euro. (mb1)