Immobilienbranche vermisst Entscheidungen nach Jamaika-Aus
Nach dem abrupt wirkenden Aus der Sondierungen von Union, FDP und Grünen für ein Jamaika-Bündnis auf Bundesebene werden in der Immobilienbranche Stimmen laut, die befürchten, wichtige Themen der Branche könnten nun nicht hinreichend schnell vorangebracht werden. Hierbei werden Aspekte wie der Bau preisgünstiger Wohnungen genannt. Makler fürchten teilweise eine Zurückhaltung internationaler Investoren, die das Gefühl der Sicherheit schätzen und diese mit einer geschäftsführenden Regierung nicht hinreichend fänden, schreibt die Immobilien-Zeitung am 20. November 2017.
Ende vergangener Woche stellte sich die Immobilienwirtschaft noch auf eine Jamaika-Koalition ein. Damit wurde die Erwartung von Investitionen beispielsweise in den Bau von 1,5 Millionen neuen Wohnungen in den nächsten vier Jahren verbunden. Hinzu kamen Aussichten auf Instrumente wie eine degressive Abschreibungsmöglichkeit beziehungsweise ein Baukindergeld. Auch gab es die Erwartung einer steuerlichen Sonderabschreibung für die energetische Gebäudesanierung. Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschuss, sagt: „Der Abbruch der Jamaika-Gespräche ist für die Branche kein gutes Zeichen.“ Es sei jetzt unklar, was aus den für die Immobilienwirtschaft relevanten Themen wird. Dazu gehört auch die Debatte um die Nichtbesteuerung von Share-Deals. Diese ist primär eine Angelegenheit für die Bundesländer, doch galt eine neue Bundesregierung als möglicher Aktivposten bei den Überlegungen für eine Reform der Besteuerung von großvolumigen Immobilientransaktionen.
Berater wie Andreas Ewald von Engel & Völkers Investment Consulting oder Antoinette Hiebeler-Hasner von Vistra fürchten gar, eine längere Hängepartie beim Bilden einer neuen Bundesregierung könnte zu weniger Entscheidungsfreude insbesondere bei internationalen Investoren führen. „Aus Sicht internationaler Immobilieninvestoren schafft die Situation Unsicherheit und kratzt an Deutschlands Image als politisch stabilem Investitionsstandort“, gibt Hiebeler-Hasner zu bedenken.
Ewald spricht von einem möglichen Vertrauensverlust und der Gefahr von „Auswirkungen auf den Gewerbeimmobilienmarkt“. Verzögerungen befürchtet er sowohl beim Abschluss von Mietverträgen als auch bei der Investition in Projektentwicklungen und Bestandsimmobilien. Die Verunsicherung wäre, so glaubt er seine Kundschaft zu kennen, „sowohl bei nationalen als auch internationalen Investoren zu spüren“. (TS1)