Investitionen in Start-ups erreichen Höchstniveau
Im ersten Halbjahr 2015 wurden knapp 1,4 Milliarden Euro in deutsche Start-ups investiert, das ist mehr als doppelt so viel wie im Gesamtjahr 2013 - und fast so viel wie im Gesamtjahr 2014. Allein 1,1 Milliarden Euro entfallen auf Risikokapitalinvestitionen in Berlin. Das sind Ergebnisse des „Start-up-Barometers“ der Beratungsgesellschaft EY (Ernst & Young). Die Studie beruht auf einer Befragung der Gründer von 181 deutschen Start-ups und einer Analyse der Risikokapitalinvestitionen in Europa.
Berliner Start-ups konnten auch europaweit am meisten Geld einsammeln: Die deutsche Hauptstadt schob sich an London vorbei auf den ersten Platz. In London wurden im ersten Halbjahr 957 Millionen Euro investiert.
Auch europaweit wird 2015 zu einem Rekordjahr für Risikokapital: Bereits zur Jahreshälfte konnten sich die Start-ups in Europa 6,1 Milliarden Euro an Risikokapital sichern. Im gesamten Jahr 2013 kamen sie zusammen auf knapp über vier Milliarden Euro, 2014 sicherten sie sich 6,3 Milliarden Euro. Die drei größten Start-up-Märkte Europas – Großbritannien, Deutschland und Frankreich – liegen alle auf Kurs, die Summe von 2014 zu übertreffen.
Peter Lennartz, Partner bei EY, kommentiert: „Die Risikobereitschaft der nationalen und insbesondere der internationalen Investoren ist so groß wie lange nicht mehr. Sie sind auf der Suche nach renditeträchtigen Anlagemöglichkeiten. Mit der derzeitigen Volatilität der Märkte und der andauernden Niedrigzinsphase bieten junge, dynamische Unternehmen eine reizvolle Alternative für Investoren. Und diese verfügen derzeit über ausreichend Risikokapital.“ Auch in Deutschland gebe es inzwischen erfolgreiche Exits, was deutsche Start-ups zu attraktiven Investitionszielen mache.
Unter den Top Fünf der europäischen Start-up-Standorte ist mit München auch eine zweite deutsche Stadt vertreten. In 13 Finanzierungsrunden kamen dort im bisherigen Jahresverlauf 115 Millionen Euro zusammen. Das reicht für Platz fünf hinter Paris (40 Finanzierungsrunden, 418 Millionen Euro) und Stockholm (14 Finanzierungsrunden, 848 Millionen Euro).
Trotz der insgesamt steigenden Investitionen halten gerade einmal 31 Prozent (2014: 30 Prozent) der Gründer hierzulande die Rahmenbedingungen für Start-ups für gut. Im Vergleich zum Vorjahr sinkt der Anteil der Bewertungen mit „gut“ oder „befriedigend“ deutlich von 74 auf 67 Prozent. Am Start-up-Standort Deutschland kritisieren Gründer weiterhin vor allem die fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten: Drei von vier Jungunternehmern (73 Prozent) fordern einen vereinfachten Zugang zu Krediten. Lockerungen im Kündigungsschutz beziehungsweise beim Mindestlohn fordert mit 49 Prozent fast die Hälfte. Eine stärkere Werbung durch die Politik im Ausland wünschen sich 46 Prozent. Größte Sorge der Start-ups bleibt nach wie vor die Finanzierung: 38 Prozent macht dies aktuell am meisten Sorgen, nach 44 Prozent im Vorjahr.
Die meisten Unternehmen (34 Prozent) sind in der Softwarebranche tätig, 24 Prozent im eCommerce und neun Prozent im Werbe- und Marketingbereich. Nur 30 Prozent der Unternehmen sind auf den Weltmarkt ausgerichtet, 64 Prozent konzentrieren sich auf den deutschsprachigen Raum.
Quelle: Pressemitteilung Ernst & Young
Ernst & Young (EY) ist tätig in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Transaktionsberatung und Managementberatung. (mb1)