Januar-Ergebnisse der Umfrage zum Kreditgeschäft in Deutschland
Die im Rahmen des Bank Lending Survey (BLS) befragten deutschen Banken legten im vierten Quartal 2022 strengere Vergaberichtlinien für Unternehmenskredite, private Wohnungsbaukredite sowie Konsumenten- und sonstige Kredite an. Die Straffungen begründeten die Banken in allen Kreditsegmenten in erster Linie mit einem ihrer Ansicht nach gestiegenen Kreditrisiko. Das meldet die Deutsche Bundesbank. Auch die Kreditbedingungen wurden in allen drei Kreditsegmenten restriktiver.
Die Kreditnachfrage nahm in allen drei Kreditsegmenten ab. Bei den Unternehmenskrediten ging die Nachfrage erstmals seit 2013 zurück. Die Nachfrage nach privaten Wohnungsbaukrediten brach im vierten Quartal so stark ein wie noch nie zuvor seit Einführung des BLS im Jahr 2003. Die regulatorischen und aufsichtlichen Anforderungen wirkten sich den Angaben der Banken zufolge im vergangenen Jahr restriktiv auf ihre Kreditrichtlinien und Margen aus. Diese Effekte dürften im Zusammenhang mit der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) angekündigten Erhöhung des antizyklischen Kapitalpuffers und der Einführung eines Systemrisikopuffers für den Wohnimmobiliensektor stehen. Die Umfrage zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) erfasst drei Kreditsegmente: Unternehmenskredite, Wohnungsbaukredite an private Haushalte sowie Konsumenten- und sonstige Kredite an private Haushalte. Die befragten Banken passten per saldo die Kreditrichtlinien (das heißt die internen Richtlinien oder Kriterien einer Bank für die Gewährung von Krediten) in allen drei Kreditsegmenten restriktiv an. Der Nettoanteil von Banken, die ihre Anforderungen erhöhten, lag bei Unternehmenskrediten bei plus 19 Prozent (nach plus 19 Prozent im Vorquartal), bei Wohnungsbaukrediten bei plus 29 Prozent (nach plus 39 Prozent im Vorquartal) und bei Konsumenten- und sonstigen Krediten bei plus 25 Prozent (nach plus 37 Prozent im Vorquartal). Die Kreditnachfrage von Unternehmen nahm insgesamt deutlich ab, nachdem sie seit 2014 nahezu stetig gestiegen war. Vor allem das gestiegene allgemeine Zinsniveau und die Zurückhaltung der Unternehmen bei Anlageinvestitionen dämpften die Kreditnachfrage insbesondere nach langfristigen Ausleihungen. Die Quote von Kreditablehnungen nahm gegenüber dem Vorquartal spürbar zu.
Die Nachfrage nach Wohnungsbaukrediten brach im vierten Quartal so stark ein wie noch nie zuvor seit Einführung des BLS. Als wesentliche Gründe für diesen Rückgang führten die Banken das gestiegene allgemeine Zinsniveau, die nach Einschätzung der Kreditnehmer deutlich verschlechterten Aussichten am Wohnimmobilienmarkt und das gesunkene Verbrauchervertrauen an. Auch die Nachfrage nach Konsumenten- und sonstigen Krediten ging zurück. Kreditanträge privater Haushalte lehnten die Banken deutlich häufiger ab als im Vorquartal. Für die nächsten drei Monate erwarten die Banken eine per saldo weiter sinkende Nachfrage in allen Kreditbereichen. Nach Einschätzung der Banken dürfte der Rückgang jedoch schwächer ausfallen als im Schlussquartal 2022. Die viermal im Jahr durchgeführte Befragung zum Kreditgeschäft fand in der Zeit vom 12. Dezember 2022 bis zum 10. Januar 2023 statt. An der Umfrage nahmen in Deutschland 33 Banken teil. (DFPA/mb1)
Die Deutsche Bundesbank ist die Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland. Zentrales Geschäftsfeld ist die Geldpolitik des Eurosystems. Zu den weiteren Aufgaben gehören das Finanz- und Währungssystem, die Bankenaufsicht, der unbare Zahlungsverkehr sowie das Bargeld.