Kommentar: Wachsende Hoffnungen auf ein Soft Landing
Die Kapitalmärkte stehen nach den Raketenangriffen des Irans auf Israel verstärkt im Bann der Geopolitik. Bislang haben die Börsen auf dieses Ereignis verhalten reagiert. Doch eine Eskalation des Geschehens könnte die Risikoprämien für Investoren in die Höhe treiben. Im Fokus steht in erster Linie der Ölpreis. Im Zuge des Nahostkonflikts ist er bereits nahe an die Marke von 90 US-Dollar gerückt. Ob die bislang gute Stimmung unter den Anlegern kippen könnte, hängt jetzt auch vom weiteren Gang der Ereignisse ab. Bis zuletzt war jedenfalls deutlich die Vorfreude auf eine Lockerung der Geldpolitik zu spüren, so merkt der Asset Manager Bayernivest an.
„Die Märkte rechnen damit, dass die Fed spätestens im Sommer dazu übergeht, die Zinsen zu senken. Bis zum Jahresende könnte der Leitzins in den USA dann bis zu 80 Basispunkte niedriger stehen als heute“, sagt Daniel Kerbach, Chief Investment Officer der Bayerninvest. Die EZB habe bereits deutlich von einer ersten Zinssenkung im Juni gesprochen und dabei betont, dass sie strikt datenbasiert entscheiden werde. Die anstehenden Lohnabschlüsse, sowie die weitere Entwicklung der Energiepreise stünden dabei im Fokus.
Ein Faktor, den die Notenbanken bei ihrer zukünftigen Ausrichtung fest im Blick haben dürften, sei die zu erwartende Wachstumsbeschleunigung durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI). Studien zeigten, dass Arbeitsprozesse durch die Unterstützung von KI etwa 25 Prozent weniger Zeit benötigten, bei einer gleichzeitigen Qualitätsverbesserung von circa 40 Prozent. Der Anstieg der Arbeitsproduktivität in den USA im letzten Quartal 2023 um 3,2 Prozent sei eine logische Folge dieser Entwicklung. Insgesamt würden die moderaten Wachstumsaussichten in Kombination mit einem geringeren Inflationsniveau dafür sprechen, dass sich das Soft Landing-Szenario am Ende durchsetzen könne. Die Märkte blieben allerdings anfällig für Schwankungen. Investoren sollten sich in ihren Portfolios auf die möglichen Zinssenkungen vorbereiten, indem sie proaktiv Kassabestände in Anleihen mit mittleren bis längeren Laufzeiten investieren.
Insgesamt seien im aktuellen Marktumfeld Anleihen gegenüber Aktien zu bevorzugen. Dies liege vor allem daran, dass die Dividendenrenditen weiterhin unter den Anleiherenditen lägen. Ein interessantes Marktsegment seien Small- und Mid-Cap-Aktien, da dort die Kursentwicklung hinter dem breiten Markt zurückgeblieben sei. Im Zuge des sich verbessernden Zinsumfeldes und der teils attraktiven Bewertungen von Nebenwerten sollte sich diese Lücke im Laufe des Jahres zu schließen beginnen. (DFPA/mb1)
Die Bayerninvest Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH mit Sitz in München wurde 1989 als hundertprozentige Tochter der BayernLB gegründet und ist innerhalb des Konzerns BayernLB das Kompetenzzentrum für institutionelles Asset Management. Als Gesamtanbieter ist Bayerninvest sowohl Asset Manager als auch Master-KVG.