MiFID-II-Studie: Viele Investmenthäuser werden Research-Kosten selbst tragen
Kurz vor Einführung der Markets in Financial Instruments Directive (MiFID II) im Januar 2018 geht ein Großteil der Investmentexperten davon aus, dass Investmentfirmen die anfallenden Research-Kosten für Studien und Analysen künftig selbst übernehmen werden. Das geht aus einer Studie hervor, für die das CFA Institute seine europäischen Mitglieder befragt hat. Ziel des Reports „MiFID II: A New Paradigm for Investment Research“ war es ein besseres Verständnis der Erwartungen auf Käuferseite bezüglich der Preisbildung für Research unter der neuen Direktive zu erhalten.
Dabei wurden insbesondere folgende Annahmen deutlich: Nur 15 Prozent erwarten, dass die Kosten an den Kunden weitergereicht werden. Die Ergebnisse legten nahe, dass kleinere Unternehmen im Wettbewerb benachteiligt werden könnten. Eine Mehrheit der Befragten rechnet damit, weniger Research direkt von Investmentbanken zu beziehen.
Rhodri Preece, Leiter des Bereichs Kapitalmarktpolitik für die EMEA-Region beim CFA Institute und Autor der Studie: „Das CFA Institute unterstützt die Regulierungsziele, mögliche Interessenkonflikte zwischen Asset Managern und ihren Kunden bei Transaktionen mit Brokern zu vermeiden und einen transparenteren, wettbewerbsfähigeren sowie effizienteren Markt für Research zu schaffen. Die neuen Regeln sind jedoch kein Allheilmittel. Einige unserer Studienteilnehmer sind besorgt über ungewollte Nebeneffekte. Sie befürchten unter anderem eine schlechtere Verfügbarkeit sowie eine Reduzierung des Research-Angebots.“
Was die Einschätzung der jährlich zu erwartenden Kosten für Research unter MiFID II betrifft, offenbare die Studie Uneinigkeit. Dies spiegele zum einen die vielfältigen Investmentstrategien wider, zum anderen aber auch die große Unsicherheit bezüglich der Preisbildung, die noch immer Verhandlungen unterliegt. Der Medianwert der jährlich zu erwartenden Kosten für Aktien-Research betrug zehn Basispunkte. Dies entspricht einem Betrag von einer Million Euro pro Jahr für ein fiktives Volumen von einer Milliarde Euro Assets under Management (AuM). Die Kosten für Research im Bereich Fixed Income, Currencies and Commodities (FICC) sind mit rund 350.000 Euro pro Jahr bei einem Nominalvolumen von einer Milliarde Euro verwaltetem Vermögen etwa halb so hoch wie für Aktien-Research.
Mit Blick auf die Verteilung der Research-Kosten sind 21 Prozent der Befragten immer noch unsicher darüber, wie ihr Unternehmen den Großteil der Aufwendungen decken wird. Jeder zweite Marktteilnehmer (53 Prozent) geht davon aus, dass die Kosten von den Investmentunternehmen übernommen werden. 15 Prozent erwarten, dass Analyseleistungen dem Kunden in Rechnung gestellt werden, während zwölf Prozent der Befragten von einer gemischten Verteilung ausgehen. Die Übernahme der Analysekosten durch die Unternehmen korreliere mit der Höhe der verwalteten Vermögen. Zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten aus Investmentfirmen mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 250 Milliarden Euro erwarten, dass ihr Unternehmen die Kosten tragen wird. Dagegen liegt der Anteil bei Marktteilnehmern mit weniger als einer Milliarde Euro verwaltetem Vermögen bei lediglich 42 Prozent.
Quelle: Pressemitteilung CFA Institute
Das CFA Institute ist eine Organisation von Finanzanalysten mit Hauptsitz in Charlottesville, Virginia, USA und weiteren Büros in Hongkong und London. Das CFA Institute hat über 145.000 Mitglieder in 163 Ländern und Regionen, darunter 140.000-CFA Charterholder und 148 Mitgliedsgesellschaften. (mb1)