"Mumm kompakt": Dauerbrenner US-Ökonomie?
Im Jahr 2023 hat die Wachstumsdynamik der US-Wirtschaft immer wieder positiv überrascht, obwohl das globale Wachstum mit voraussichtlich rund drei Prozent im historischen Kontext eher schwach ausgefallen ist. Im Vergleich zu vielen europäischen Staaten, von denen einige im vergangenen Jahr die Erwartungen enttäuscht haben, profitierten Unternehmen in den USA von einem starken Fokus auf den privaten Konsum. So heißt es bei „Mumm kompakt“, einer Einschätzung von Carsten Mumm, Leiter Kapitalmarktanalyse und Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel.
Dieser wurde durch Ersparnisse vieler Menschen aus der Corona-Zeit sowie ein anhaltend hohes Beschäftigungsniveau – für Januar überraschte der Arbeitsmarktbericht erneut positiv – aufrecht gehalten. Im Laufe der kommenden Monate dürfte sich jedoch eine wirtschaftliche Abkühlung einstellen. Denn die deutlich gestiegenen Zinsen bremsten zunehmend den kreditfinanzierten Teil des Konsums aus und machen sich bei Unternehmen und Bauvorhaben als Kostenfaktor immer stärker bemerkbar. Besonders im Segment der gewerblichen Immobilienfinanzierungen gibt es laut Mumm immer wieder Anzeichen für Probleme einzelner Banken. Ob sogar eine Rezession wahrscheinlich ist und wann die US-Notenbank Fed möglicherweise eine erste Leitzinssenkung umsetzen könnte, werden möglicherweise schon die im Laufe der Woche zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturdaten zeigen.
Einen Eindruck über den Inflationsdruck werden der Verbraucherpreisindex sowie die aktuelle Entwicklung der Erzeugerpreise geben. Erwartet werde jeweils eine Abkühlung im Vergleich zu den Dezemberwerten. Zudem werden jeweils für Januar die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion bekannt gegeben. Schließlich werden die Herstellungsindizes für die Regionen Philadelphia und New York zeigen, wie sich das Verarbeitende Gewerbe entwickelt hat. Und das von der Uni Michigan berechnete Verbrauchervertrauen – zuletzt deutlich positiver ausgefallen – lässt auf die künftige Konsumdynamik schließen.
Der Datenreigen sei nicht zu unterschätzen, denn eines der Kernargumente für die seit Wochen anhaltende Aktienmarktrallye sei die Erwartung zeitnah sinkender US-Leitzinsen. Sollte diese durch eine anhaltend robuste Konjunktur sowie einen geringer als erwartet nachgebenden Inflationsdruck enttäuscht werden, könnte die Luft für weitere Kursgewinne kurzfristig dünner werden. Eine nur moderate Wachstumsabkühlung unter Vermeidung einer Rezession und einer stark steigenden Arbeitslosigkeit würde zudem die Chancen von Joe Biden auf eine Wiederwahl im November erhöhen. Umso mehr, wenn gleichzeitig das Preisniveau langsamer steigt und sich der Aktienmarkt stabil entwickelt. Anleger sollten in den kommenden Monaten daher besonders die jeweils aktuellen volkswirtschaftlichen Daten aus den USA im Blick behalten. (DFPA/mb1)
Die Donner & Reuschel AG ist eine Privatbank mit Hauptsitz in Hamburg. Das 1798 gegründete Unternehmen gehört seit dem Jahr 1990 zur Versicherungsgruppe Signal Iduna.