Private Equity: Nicht für jeden geeignet
Im aktuellen Umfeld niedriger Zinsen empfehlen Anlageexperten, breit zu streuen, um höhere und von den traditionellen Anlageklassen unabhängige Erträge zu erzielen. Eine solche Empfehlung ist auch Private Equity, also die Beteiligung an nicht börsennotierten Unternehmen. „Tatsächlich kann die Beimischung dieser Anlageklasse Vorteile bringen“, erklärt Prof. Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB Deutschland).
„Allerdings ist Private Equity auch wenig transparent, und die Unterschiede zwischen den einzelnen Fonds, die angeboten werden, sind enorm.“ Er empfiehlt Anlegern deshalb, bevor sie investieren, unbedingt einen professionellen Finanzberater zu konsultieren.
Tatsächlich, so verweist der FPSB Deutschland auf Analysen von Cambridge Associates oder Bain & Company nach, hat Private Equity in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt über 13 Prozent Gewinn eingebracht – und damit klar mehr, als die meisten anderen Anlageklassen. Ein Grund: Anders als börsennotierte Wertpapiere sei diese Anlagekategorie illiquide. Anleger kommen also für mehrere Jahre nicht an ihr Geld. Die hohe Rendite erkläre sich deshalb zu einem Teil aus dieser so genannten Illiquiditätsprämie. Dazu komme, dass Private-Equity-Fonds den Unternehmen, in die sie investieren, nicht nur Kapital zur Verfügung stellten, sondern deren Fondsmanager auch aktiv operative Veränderungen in diesen Firmen vorantreiben. Und so den Firmenwert langfristig steigerten. Und diese Investmentform hat einen psychologischen Vorteil: Bei Private Equity gebe es keine täglichen Preise. „Dadurch konnte diese Anlageklasse in der Vergangenheit gerade in turbulenten Marktphasen, in denen die Aktienkurse einbrachen, ein Portfolio stabilisieren“, sagt Tilmes.
Doch Tilmes warnt davor, nun in den nächst besten Private-Equity-Fonds zu investieren. „Zuallererst müssen Anleger bedenken, dass die Angaben zur Wertentwicklung nur Durchschnittsangaben sind.“ Dazu komme, dass jeder Privatanleger ein anderes Risikoempfinden, andere Anlageziele und einen anderen Investmenthorizont habe. Aber selbst wenn ein Anleger einen passenden Fonds gefunden hat, sei nicht sicher, dass er dort überhaupt investieren kann. „Die besten Fonds stehen oft nur professionellen Geldverwaltern, die über viele Jahre in intensiven Bemühungen den Kontakt zu einer Private-Equity-Gesellschaft aufgebaut haben, offen“, so der Experte weiter. Dazu komme der Kostenfaktor. So könne sich ein Fonds zwar durch erfolgreiche Investments auszeichnen, nach Abzug der Kosten aber bleibt oftmals deutlich weniger übrig als erwartet.
„Vermögende Kunden und institutionelle Investoren gehen deshalb immer öfter dazu über, direkt in nicht börsennotierte Unternehmen zu investieren und eben nicht über die oftmals teilweise sehr teuren Fonds“, so Tilmes.
Quelle: Pressemitteilung FPSB
Der Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland) mit Sitz in Frankfurt am Main ist der Zusammenschluss von derzeit über 2.000 Certified Financial Plannern und Certified Foundation and Estate Plannern (CFP-und CFEP-Zertifikatsträger). Als deren Standesorganisation nimmt er die Zertifizierung vor, entwickelt und überprüft die Ausbildungsregeln, erarbeitet die Standards für die finanzplanerische Beratung und deren Umsetzung und überwacht sowohl das ethische Verhalten der Zertifikatsträger bei ihrer Berufsausübung als auch deren laufende Fort- und Weiterbildung. (mb1)