PwC-Studie: Private-Equity-Branche auf neuen Wegen
Europas Private-Equity-Branche ist dabei, ihr Geschäftsmodell grundlegend neu auszurichten. Denn steigende Akquisitionspreise führen dazu, dass die gewohnten Renditen mit den herkömmlichen Managementmethoden nicht mehr zu realisieren sind. Das ist ein Ergebnis der „Private Equity und Leverage Studie 2015“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, in deren Rahmen insgesamt 100 hochrangige Beteiligungsmanager in ganz Europa befragt wurden.
Rund 36 Prozent der befragten Beteiligungsfirmen legen ihren Fokus zunehmend auf operative Verbesserungen bei den von ihnen gehaltenen Unternehmen. Gut 77 Prozent schätzen die Optimierung der betrieblichen Wertschöpfung als zunehmend wichtiger für die Rendite ein - in den kommenden fünf Jahren werde sich dieser Trend sogar noch verstärken. So gehen 45 Prozent der Teilnehmer davon aus, dass operative Verbesserungen künftig das größte Renditepotenzial bergen. „Je mehr die Fonds für die Übernahmen zahlen, desto größer wird ihr Aufwand, wenn sie eine ordentliche Wertsteigerung sicherstellen wollen“, sagt Steve Roberts, Leiter des Bereichs Private Equity bei PwC in Deutschland.
Private-Equity-Fonds verfügen laut PwC über mehr Geld als jemals zuvor. Ende März 2014 belief sich das investierbare Vermögen weltweit auf 1,24 Billionen US-Dollar, allein in Europa waren es mehr als 300 Milliarden US-Dollar - beides bedeute einen neuen Rekord. Verstärkt werde der Anlagedruck durch die extrem günstigen Kreditkonditionen, die es den Fonds erlauben würden, ihre Investitionen mit Fremdkapital zu hebeln. So lag der Verschuldungsgrad bei Private-Equity-Deals in Deutschland im ersten Quartal bei 5,7 - und damit so hoch wie im Boom-Jahr 2007.
„Vor zwei Jahren war es noch die Ausnahme, dass eine Private-Equity-Gesellschaft mehr als das Zehnfache des operativen Jahresgewinns für ein Unternehmen zahlte, inzwischen ist es immer häufiger die Regel“, sagt Roberts. Entsprechend schwieriger werde es für die Fonds, den Wert ihrer Beteiligungen zu steigern. In der Vergangenheit kam die Rendite in erster Linie aus dem „Financial Engineering“. So machten der „Leverage“-Effekt und der „Arbitrage“-Effekt zusammen rund 70 Prozent der durchschnittlichen Branchenrendite von rund 20 Prozent jährlich aus. In Zukunft werden vergleichbare Profite nur noch dann möglich sein, wenn es den Beteiligungsfirmen gelänge, ihre Übernahmeziele auch operativ zu stärken. Lediglich 41 Prozent der Befragten halten den „Arbitrage“-Effekt auch in Zukunft für den wichtigsten Renditetreiber. Sogar nur 21 Prozent messen dem „Leverage“-Effekt die größte Bedeutung bei.
Die Senkung der Kosten ist aus Sicht der Private-Equity-Manager zwar eine wichtige Maßnahme, um die übernommenen Unternehmen operativ besser aufzustellen, aber nicht die einzige. Häufig genannt wurden laut Studie auch der bessere Umgang mit dem Betriebskapital, effizientere Verkaufsstrategien, höhere Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie die Erschließung neuer Märkte und Kundengruppen. Einige Umfrageteilnehmer gaben an, dass es mit der bloßen Optimierung des operativen Geschäfts nicht getan sei. „Wenn wir auch in Zukunft Werte schaffen wollen, müssen wir die Geschäftsmodelle unserer Unternehmen transformieren. Darauf wird in den kommenden fünf Jahren unser Hauptaugenmerk liegen“, so einer der befragten PE-Manager.
Quelle: Pressemitteilung PwC
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