Scope: Anleihen von Banken stehen vor drastischem Wandel

Der Markt für Senior-Anleihen von Banken steht vor einschneidenden Veränderungen. Verantwortlich dafür ist vor allem ein Vorstoß des Gesetzgebers in Deutschland: Unbesicherte Forderungen von Investoren (senior unsecured debt) sollen in Zukunft nachrangig gegenüber Kundeneinlagen und Derivaten sein, wenn eine Bank in Schieflage gerät. Damit würde sich die Kapitalstruktur von Banken in einem entscheidenden Punkt verändern: Senior-Anleihen würden in Zukunft einem deutlich höheren Risiko unterliegen als bisher, so analysiert das Rating-Unternehmen Scope Ratings.

Das seien schlechte Nachrichten für Investoren: Bankanleihen würden riskanter. „Investoren müssten nämlich damit rechnen, dass ihre Papiere bei einem Bail-in betroffen sein können“, sagt Sam Theodore, Leiter der Bankenanalyse bei Scope Ratings. Bankeinlagen dagegen, zum Beispiel von Unternehmen, wären besser als bisher vor dem Risiko eines möglichen Bail-in geschützt.

Sollte das Gesetz in der derzeit diskutierten Form beschlossen werden, würde es Banken leichter fallen, die neuen EU-Mindestkapitalvorschriften zu erfüllen (minimum requirement for own funds and eligible liabilities, MREL): Eigenkapital und Verbindlichkeiten, die zum MREL gehören, müssen in Zukunft mindestens acht Prozent der Bilanzsumme ausmachen. Unter Umständen gelten sogar höhere Quoten. Wenn eine Bank in Schieflage gerät und es zu einem Bail-in kommt, werden diese Verbindlichkeiten verwendet, um Verluste zu absorbieren und die Bank gegebenenfalls zu rekapitalisieren – noch bevor der Bankenabwicklungsfonds zum Einsatz kommt.

Das deutsche Gesetz würde es Banken erleichtern, unbesicherte Forderungen zum MREL zu zählen – und damit die MREL-Vorgaben der Aufsichtsbehörde zu erfüllen. Der Grund: Senior-Bonds würden in der Bilanz deutscher Banken im Rang hinter Kundeneinlagen und Derivate zurücktreten. Auf diese Weise könnten Senior-Anleihen zu den MREL-Mitteln zählen, während sich gleichzeitig Kundeneinlagen aus MREL – und somit der Gefahrenzone eines möglichen Bail-ins – ausschließen ließen. Kundeneinlagen auszuschließen sei entscheidend, um die Geschäftsbeziehung zu Unternehmenskunden nicht zu stören. Sie verstehen ihre Einlagen schließlich nicht als Investment – und wollen folglich auch keinem Ausfallrisiko unterliegen. Bei der Deutschen Bank, die als einziges Institut des Landes als global systemrelevant gilt, würden Senior-Bonds auch zur total loss absorbing capacity (TLAC) zählen.

Die neue Regelung verändere den Charakter von Senior-Anleihen aus Investorensicht fundamental. Investoren werden eine Prämie für das steigende Risiko eines Bail-in verlangen. Das werde die Refinanzierungskosten für Banken in die Höhe treiben. Außerdem könnte sich die Investorenbasis verkleinern, die bereit ist, Senior-Anleihen von Banken zu kaufen. „Vor allem in unsicheren Marktlagen könnte es für Banken schwieriger werden, sich über Senior-Anleihen zu refinanzieren“, sagt Theodore.

Der deutsche Vorstoß sei dennoch eine gute Entwicklung. „Der Gesetzgeber scheint zu verstehen, dass es sinnvoll ist, einen Unterschied zwischen unbesicherten Forderungen und Kundeneinlagen zu machen“, so Theodore. Parlamentarier und Regierungsvertreter aller europäischen Staaten beobachteten die Diskussion in Deutschland gespannt. „Sie hoffen, dass hier gerade das Rätsel gelöst wird, welche Verbindlichkeiten einer Bank in Zukunft bei einem Bail-In betroffen sind.“

Quelle: Pressemitteilung Scope Ratings

Die 2002 gegründete Scope-Unternehmensgruppe ist eine bankenunabhängige Ratingagentur mit Sitz in Berlin. Sie ist auf das Rating von Unternehmen, Anleihen, Fonds und Zertifikaten spezialisiert. (mb1)

www.scoperatings.com

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