Scope: Covered-Bond-Markt meldet sich zurück
In den vergangenen zwei Wochen haben europäische Banken fast acht Milliarden Euro Covered Bonds beziehungsweise Pfandbriefe emittieren können, seit Jahresanfang waren es insgesamt rund 125 Milliarden. Damit liegt das Emissionsvolumen zum jetzigen Zeitpunkt laut Scope bereits mehr als ein Drittel höher als in 2014 und mehr als 20 Prozent höher als im Jahr 2013. Eine nachhaltige Erholung der Emissionsaktivitäten ist nach Ansicht von Scope Ratings aber noch nicht in Sicht.
„Das war das erste Aufbäumen des Marktes nach vielen schwachen Monaten“, sagt Karlo Fuchs, Head of Covered Bonds bei Scope Ratings. Eine Trendwende sei die jüngste Emissionswelle aber nicht: „Es gibt einen starken Nachholeffekt, weil der Markt während der Griechenlandkrise monatelang verschlossen war und Investoren Fälligkeiten von Covered Bonds reinvestieren wollen“, so Fuchs.
In den Jahren nach der Finanzkrise hätten Kreditinstitute Covered Bonds als gute Möglichkeit gesehen, dringend benötigte Liquidität zu beschaffen. Mittlerweile habe sich der Finanzbedarf der Banken wieder normalisiert. Zugleich könnten sich viele Banken günstig direkt über die Europäische Zentralbank (EZB) finanzieren. Aus diesen Gründen emittieren sie weniger neue Covered Bonds als Papiere auslaufen.
Das sinkende Angebot treffe auf eine enorm große Nachfrage. Der größte Käufer sei mittlerweile die EZB. Sie kaufe im Rahmen ihres Anleihekaufprogramms gedeckte Schuldscheine im großen Stil. Zwischen einem Viertel und einem Drittel des Neuemissionsvolumens von Covered Bonds gehe an die EZB. „Die EZB kauft sehr konstant und diszipliniert“, beobachtet Scope-Analyst Fuchs. Wenn die Zentralbank diesen Kurs beibehält, wird sie rund 30 bis 40 Prozent des gesamten Angebots auf dem Markt besitzen, wenn ihr Programm Ende des Jahres 2016 ausläuft. „Damit drängt die EZB andere Investoren faktisch aus dem Markt“, sagt der Scope-Analyst.
Dass Covered Bonds langfristig für Investoren aber interessant bleiben werden, sei auch den neuen Regeln zur Abwicklung von Banken geschuldet. Die EU-Staaten setzen derzeit Regeln um, wie angeschlagene Banken in Zukunft gerettet werden sollen: Für Verluste und eine mögliche Rekapitalisierung sollen künftig die Gläubiger der Bank aufkommen – nicht mehr die Steuerzahler.
Quelle: Pressemitteilung Scope Ratings
Die 2002 gegründete Scope-Unternehmensgruppe ist eine bankenunabhängige Ratingagentur mit Sitz in Berlin. Sie ist auf das Rating von Unternehmen, Anleihen, Fonds und Zertifikaten spezialisiert. (mb1)