Steht der Europäische Investitionsfonds im Wettbewerb mit privaten Investoren?
Der Europäische Investitionsfonds (EIF) ist auf Risikokapitalfinanzierungen zugunsten kleiner und mittlerer Unternehmen spezialisiert. Zwei Jahre nach seinem Start wächst die Kritik am Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI), da sich Banken und Versicherungen teilweise vom Markt gedrängt fühlen.
Der Fonds ist Teil des sogenannten „Juncker-Plans“, mit dem Kommissionspräsident Jean Claude Juncker das Wachstum in der Europäischen Union (EU) ankurbeln will. Dem Fonds stehen zur Finanzierung von Infrastruktur-, Bildungs-, Forschungs- und Förderungsvorhaben 21 Milliarden Euro zur Verfügung. Die EU erhofft sich, damit Investitionen von 315 Milliarden Euro mit Hilfe privater Geldgeber mobilisieren zu können. Die Europäische Investitionsbank (EIB) ist dabei einer der eingesetzten Finanzierungspartner. Sie fördert unter anderem Projekte in Ländern mit unklarer Rechtslage beziehungsweise geringer Größe, die für Großinvestoren nicht ausreichend interessant sind. Kritik erwächst daran, dass auch als weniger innovativ oder strategisch betrachtete Projekte unterstützt würden. Als Beispiele werden Autobahnen in Deutschland und Windparks in Schweden aufgezählt.
„Einige der Infrastruktur-Finanzierungen der EIB flossen in Projekte, für die es bereits eine Menge Interesse von privaten Investoren gab“, kritisiert Holger Kerzel, Chef des Equity Portfolio Managements bei Munich Ergo Assetmanagement (MEAG), der Asset-Management-Tochter der MunichRe. EU-Parlamentarier urteilten in ihrer im Juni gezogenen Zwischenbilanz: „Anstatt wegweisende Projekte zu finanzieren, nutzt die EIB öffentliche Garantien für Vorhaben, bei denen eher zweifelhaft ist, ob sie mit den Zielen im Einklang stehen.“ Die erhofften zusätzlichen Investitionen, die ausgelöst werden sollen, seien teilweise fraglich. So hätten „einige Vorhaben auch auf andere Weise und ohne Einsatz der EU-Garantie finanziert werden können.“ Tim Ockenga, Leiter Kapitalanlagen beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), sieht Belege für Mitnahmeeffekte. Dafür sprächen die geförderten Infrastruktur- oder Energieprojekte, die normalerweise sehr lange Vorlaufzeiten hätten. „Die Planung dieser Vorhaben hat zu einer Zeit begonnen, als vom EFSI noch gar keine Rede war. Diese Projekte wären auch mit einer marktüblichen Finanzierung durch Private zustande gekommen“, sagt Ockenga. Von zusätzlichen Investitionen könne in diesen Fällen daher keine Rede sein. „Die EIB hat damit begonnen, nicht nur nachrangige Darlehen zu vergeben, sondern auch vorrangige Kredite“, so Johannes Dresbach, Leiter Investment Strategy beim AXA Konzern. So verkehre sich das Ziel des EFSI ins Gegenteil: Statt private Geldgeber zu werben, halte die europäische Förderbank sie außen vor. „Die EIB drängt private Investoren heraus, statt sie zu unterstützen“, bestätigt MEAG-Manager Kerzel. Die Eingriffe kommen zu einer Zeit, in der das Angebot an Investitionsprojekten noch überschaubar sei. „Wenn es ein großes Füllhorn an Projekten gäbe, dann wäre das Handeln der EIB noch verkraftbar. Bei nur wenigen Anlagemöglichkeiten verschärft sie mit ihren Eingriffen die Konkurrenzsituation jedoch erheblich“, so Ockenga. Bis 2018 ist das aktuelle EFSI-Programm angesetzt. EU-Kommissionspräsident Juncker plant aber bereits eine Verlängerung bis 2020. Zugleich will er den Fonds um weitere 12,5 Milliarden Euro auf 33,5 Milliarden Euro aufstocken und strebt ein Gesamtinvestitionsvolumen von 500 Milliarden Euro an.
Quelle: Homepage GDV
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Berlin ist die Dachorganisation der privaten Versicherer in Deutschland. In dem Verband sind rund 450 Mitgliedsunternehmen mit 524.000 Mitarbeitern, 431 Millionen Versicherungsverträgen und einem Kapitalanlagebestand von etwa 1,51 Billionen Euro zusammengeschlossen. (TS1)