Studie: Anlegervertrauen - Deutsche weiterhin skeptisch
Anleger erwarten mehr denn je Transparenz und höchste ethische Standards von ihren Finanzdienstleistern, bleiben dabei allerdings auf die Erreichung von Renditezielen fokussiert. In der Studie „From Trust to Loyalty: A Global Survey of What Investors Want“ des CFA Institute, einem Berufsverband für Finanzexperten, wurden nach 2013 zum zweiten Mal die Anforderungen und Einschätzungen von Privatanlegern sowie institutionellen Investoren weltweit untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Anleger sich regelmäßige, klare Informationen zu Kosten und Interessenskonflikten wünschen. In punkto Gebühren und Performance ergaben sich die größten Differenzen zwischen den Erwartungen der Anleger und den empfundenen Leistungen der Investmentfirmen.
Während das Anlegervertrauen weltweit gestiegen ist, bleiben deutsche Investoren zurückhaltend. Seit der ersten vergleichbaren Erhebung des CFA Institute im Jahr 2013 ist das Vertrauen privater Anleger in die Finanzindustrie im globalen Durchschnitt von zuvor 50 Prozent auf 61 Prozent gestiegen. Etwa die Hälfte dieses Anstiegs machen Verbesserungen in den USA, dem Vereinigten Königreich und Australien aus. Der weitere Anstieg entstammt den überdurchschnittlichen Vertrauenswerten in Märkten, die in der früheren Studie noch nicht erfasst wurden, speziell China (89 Prozent), Indien (90 Prozent) und Singapur (63 Prozent). Deutschland bildet in Sachen Anlegervertrauen das Schlusslicht unter den insgesamt zehn ausgewerteten Ländern: Hier vertrauen weniger als die Hälfte der Privatanleger (40 Prozent) darauf, dass Unternehmen im Finanzsektor das Richtige tun.
Im Gegensatz dazu betrachten überdurchschnittlich viele Privatanleger (80 Prozent) in Deutschland, ihre Chancen, durch Investitionen an den Kapitalmärkten Gewinn zu machen, als fair. Deutschland zeigt sich diesbezüglich optimistischer als die übrigen ausgewerteten westlichen Länder (USA, Vereinigtes Königreich, Frankreich, Kanada, Australien) und wird weltweit nur von Singapur (90 Prozent) und Indien (88 Prozent) übertroffen.
Dennoch würden weniger als die Hälfte der deutschen Privatanleger (46 Prozent) ihren Investment-Dienstleister weiterempfehlen und bleiben damit fünf Prozentpunkte unter dem globalen Durchschnitt. Underperformance ist weltweit für 53 Prozent der Privatanleger und 60 Prozent der institutionellen Investoren der Top-Grund, den Dienstleister zu wechseln. Kurz dahinter werden von beiden Gruppen „Gebührenanstieg“, „Datenschutzverletzungen“ und „Mangelnde Kommunikation/Ansprechbarkeit“ genannt.
In Sachen Informationsbeschaffung bilden die deutschen Privatanleger eine Ausnahme: Als einziges unter den zehn ausgewerteten Ländern geben sie als präferierte Informationsquelle für Anlageentscheidungen die eigene Online-Recherche auf Platz eins vor dem persönlichen Finanzberater an.
Quelle: Pressemitteilung CFA Institute
Die CFA Society Germany ist ein Berufsverband für Finanzexperten in Deutschland und zählt mehr als 2.200 Einzelmitglieder. (JF1)