Studie: Deutsche Konzerne vor Investorattacken nicht ausreichend geschützt
Immer mehr Unternehmen in Deutschland sind aktivistischen Investoren und möglichen Attacken von Leerverkäufern ausgesetzt. Weil der überwiegende Teil deutscher Unternehmen unzureichend darauf vorbereitet ist, haben Aktivisten zunehmend leichtes Spiel, ihren Einfluss geltend zu machen. Das ist das Ergebnis der Studie „Investor Activism“ des Bundesverbandes der Unternehmensjuristen (BUJ) gemeinsam mit Corporate Legal Insights (CLI) und der Wirtschaftskanzlei CMS. An der Studie haben 102 Rechtsabteilungen von Aktiengesellschaften in Deutschland teilgenommen.
„Die Studie zeigt eindrucksvoll, dass sich viele Unternehmen in Deutschland stärker mit aktivistischen Investoren auseinandersetzen sollten. Es fehlt allerdings die notwendige Aufmerksamkeit, um eine Umgestaltung des Unternehmens von außen zu verhindern“, so BUJ-Präsident Götz Kaßmann.
Investor Activism bezeichnet die aktive Einflussnahme von Investoren auf börsennotierte Unternehmen. „Aufgrund der vielfältigen Rechte, die das deutsche Aktienrecht den Anteilseignern einräumt, gibt es eine Fülle von Ansatzpunkten, um partielle Interessen durchzusetzen. Deshalb sind Unternehmen gut beraten, bereits im Vorfeld möglicher Aktivitäten geeignete Vorbeugungsmaßnahmen zu diskutieren und eine Abwehrstrategie zu entwickeln“, rät Dr. Peter Hennke, Leiter der BUJ-Fachgruppe Corporate.
Aktivistische Investoren lassen sich in zwei Kategorien einteilen: Aktivistische Aktionäre, die den Börsenwert des Unternehmens steigern möchten, und sogenannte Short Seller, die genau das Gegenteil anstreben. Immer mehr Gesellschaften geraten in ihr Fadenkreuz - auch in Deutschland. Bereits jedes dritte befragte Unternehmen (rund 37 Prozent) hierzulande war laut Studie schon einmal von Aktivitäten Einfluss suchender Investoren betroffen.
Vor allem bei möglichen Attacken von Short Sellern gibt es Handlungsbedarf in den Unternehmen. In diesem Fall setzen Short Seller auf einen fallenden Börsenkurs und bringen ihn mit der Veröffentlichung kritischer Stellungnahmen über das Unternehmen gezielt zum Absturz.
Die Mehrheit der Gesellschaften (rund 82 Prozent) rechnet indes nicht mit speziellen Short-Seller-Aktionen. Das kann ein Spiel mit dem Feuer sein: Laut Studie verfügt nur etwa ein Viertel der Unternehmen über ein entsprechendes Risiko- und Präventionsmanagement für den Angriff von Leerverkäufern. Die meist genannten Vorbeugemaßnahmen beschränken sich auf die Analyse von Handelsbewegungen sowie die verstärkte Kommunikation mit Meinungsbildnern. Das sei aber nicht ausreichend, so CMS-Partner Mayer-Uellner: „Unternehmen müssen die Kriterien kennen, die sie in den Fokus der Short Seller rücken können und mögliche Schwachstellen analysieren. Potentiell betroffene Unternehmen sollten einen Notfall-Leitfaden für den Fall eines Angriffs in der Schublade haben. Short Attacks lassen sich wohl nicht ganz verhindern, die negativen Folgen aber doch erheblich eingrenzen.“
Quelle: Pressemitteilung CMS
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