Studie: Zinsen und Gesetze im Finanzsektor wichtiger als Digitalisierung und Image
Die deutschen Banken sehen in neuen regulatorischen Auflagen und gesetzlichen Zwängen sowie der Entwicklung des Zinsniveaus, bei einem erwarteten dauerhaften Niedrigzins, die größten Herausforderungen für ihre Branche. Die zunehmende Digitalisierung ihres Geschäftes, auch durch neue Wettbewerber, folgt erst an dritter Stelle der Prioritätenliste. Die durch die Bankenkrise entstandenen negativen Imageeffekte werden als wenig bedeutend eingeschätzt. Außerdem treffen die Banken kaum Vorbereitungen für Veränderungen aufgrund der Digitalisierung. Dies sind Ergebnisse der Studie „Change-Barometers 5 - Herausforderungen der Bankenbranche 2014 bis 2018“, durchgeführt vom Beratungsunternehmen Mutaree. An der Studie beteiligten sich 283 Teilnehmer.
„Im Bankenumfeld stehen, jetzt und in Zukunft, an mehreren Fronten erhebliche Veränderungen an. Die deutschen Banken sind in ihrer Strategie eher beständig als agil. Veränderungsprozesse werden intensiv abgewogen. Das führt dazu, dass die Banken auf individueller Ebene oft wenig auf Veränderungen vorbereitet sind und folgerichtig ihre Erfolgsquote auch nicht sehr hoch einschätzen – nicht die besten Aussichten in einer sich immer rascher wandelnden Wirtschafts- und Kunden-Wertewelt“, sagt Claudia Schmidt, Geschäftsführerin bei Mutaree.
Laut der Studie sehen die Banken als größten Veränderungstreiber mit 82 Prozent nach wie vor „steigende regulatorische Auflagen und gesetzliche Zwänge“. 73 Prozent sehen sich durch die „Entwicklung des Zinsniveaus/eines dauerhaften Niedrigzinses“ zu Veränderungen gezwungen. Die Digitalisierung wird lediglich von 39 Prozent als wichtiger Veränderungstreiber wahrgenommen. Fragt man nach den Herausforderungen der Zukunft, steigt der Wert für das Thema Digitalisierung auf 59 Prozent. Der geringe Ausprägungsgrad der Vorbereitung für Veränderungen auf diesem Feld lässt laut Mutaree aber vermuten, dass der Handlungsdruck aktuell noch nicht als groß empfunden wird. So stellt Mutaree in der Studie fest, dass bei acht von zehn Veränderungsthemen rund die Hälfte der Teilnehmer keine Vorbereitungen oder Reaktionen geplant hat, beziehungsweise diese noch nicht abgeschlossen sind.
Zwar werden von 80 Prozent der Studienteilnehmer die Einhaltung gesellschaftlicher Normen und Werte sowie Markt- und Kundenorientierung als wichtige Felder angegeben. Allerdings wird lediglich bei einem Fünftel der befragten Banken ein wertekonformes Verhalten tatsächlich honoriert. Die Hälfte der Führungskräfte und weniger als 50 Prozent der Mitarbeiter können der Aussage voll und ganz zustimmen, dass die Werte des hauseigenen Wertesystems auch wirklich umgesetzt w erden. „Es scheint leider so, als wäre Kundenorientierung weniger verinnerlicht, sondern vielmehr aufgrund äußeren Drucks und mit Blick auf ihre Marketingbedeutung etabliert. Dies geschieht eher halbherzig und ohne eine systemische Unterstützung“, sagt Volker König, Branchenexperte Finanzdienstleistungen bei Mutaree.
Quelle: Pressemitteilung Mutaree
Die Mutaree GmbH mit Sitz in Eltville-Erbach ist ein Beratungsunternehmen und begleitet Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Veränderungsprozesse. (JF1)