TPW erwartet mehr Kreditfonds im LTV-Bereich zwischen 60 bis 100 Prozent
Die Lockerung des regulatorischen Rahmens durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im Mai 2015 hat zu einem wachsenden Interesse an neuen Kreditfonds geführt. Kreditfonds dürfen nun Darlehen eigenhändig vergeben, umstrukturieren oder prolongieren. Diese aktive Verwaltung von Krediten war bislang nicht erlaubt. Potenzial besitzen dabei vor allem Fonds, die sich auf die Tranchen von 60 bis 100 Prozent des Beleihungsauslaufs konzentrieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Marktanalyse der Hamburger Wirtschaftsprüfungsgesellschaft TPW – Ein Baker Tilly Roelfs Unternehmen.
Im LTV (Loan to Value)-Bereich von 60 bis 80 Prozent ist das Kreditangebot deutlich geringer, da Banken aufgrund der Basel-III-Auflagen zurückhaltender sind. Gleichzeitig ist die Nachfrage von Immobilieninvestoren sehr hoch. Aufgrund des größeren Risikos ist die Verzinsung dieser Tranchen deutlich höher als bei den Senior-Tranchen (LTV-Bereich unter 60 Prozent). „Unserer Einschätzung nach sind für den Fondsinvestor – je nach Risiko – IRR-Renditen zwischen acht und 15 Prozent möglich“, sagt Martina Hertwig, Partnerin bei TPW: „Kreditfonds agieren in Deutschland nicht in Konkurrenz zu den Banken. Die Vehikel werden vielmehr eine sinnvolle Ergänzung zur Bankenfinanzierung sein und so die Finanzierungslücke schließen können, die aufgrund der Bankenregulierung (Basel III) entstanden ist. Wir erwarten auch, dass Kreditfonds und Banken Projekte gemeinsam finanzieren werden. Die Bank übernimmt dabei die Senior-Tranche, der Kreditfonds die Tranche zwischen 60 und 80 Prozent des LTV.“
Aus Sicht institutioneller Investoren sprechen laut TPW verschiedene Argumente für eine Investition in Kreditfonds: Viele Investoren seien derzeit auf der Suche nach akzeptablen Renditen. Außerdem sei es beispielsweise für die Gruppe der Versicherungen aufgrund der Solvency-II-Regulierung vorteilhafter, über Kreditfonds in Immobilien zu investieren als Immobilien direkt zu halten. Direkte Immobilieninvestments müssen mit 25 Prozent Eigenkapital unterlegt werden, bei den Kreditfonds genügt in der Regel die Hälfte.
Aufgrund der regulatorischen Veränderung geht Aykut Bußian, Leiter Fund Solutions bei TPW, davon aus, dass auch in Deutschland Kreditfonds künftig eine größere Rolle spielen werden. „Im Ausland – vor allem im Vereinigten Königreich – ist dies bereits der Fall. Seit 2013 kamen in Europa zahlreiche neue Kreditfonds auf den Markt. Laut einer Studie von Scope Ratings befanden sich im Juni 2015 europaweit 53 Fonds in Emission. Davon wurden neun im ersten Halbjahr 2015 aufgelegt. Das Zielkapital der 53 Fonds summierte sich auf 33,8 Milliarden Euro“, so Bußian.
Quelle: Pressemitteilung TPW
Die TPW Todt & Partner GmbH, ein Baker Tilly Roelfs-Unternehmen, ist eine partnerschaftlich geführte interdisziplinäre Kanzlei mit Sitz in Hamburg. Sie bietet mit mehr als 270 Mitarbeitern Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und Corporate Finance an. Die Rechtsberatung erfolgt durch die TPW Law Rechtsanwaltsgesellschaft mbH. (JF1)