Umfrage: Investment Professionals erwarten durch Ukrainekonflikt Konjunkturabschwächung
Der Angriff Russlands auf die Ukraine Ende Februar bewegt die ganze Welt. Abseits der menschlichen Tragödien stellen sich auch Fragen zu Konsequenzen für die Wirtschaft und die Kapitalmärkte. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der massiven Sanktionen. DVFA – der Berufsverband der Investment Professionals – hat seine 1.400 Mitglieder zu den Auswirkungen der Entwicklungen in der Ukraine befragt. Die Beteiligung an der Umfrage war bis 31. März möglich.
„Die DVFA Investment Professionals sehen durch den Krieg in der Ukraine einen starken negativen Einfluss auf den Aufschwung. Sie sind aber auch verhalten positiv was die mittelfristige Entwicklung an den Aktienmärkten angeht, denn mehr als die Hälfte der Befragten hat die Gewichtung in den Portfolios unangetastet gelassen oder sogar antizyklisch ihr Exposure am Aktienmarkt verstärkt“, sagt Roger Peeters, Vorstandsmitglied des DVFA.
Die Dauer des Krieges könnte maßgeblichen Einfluss auf die weltweite Ökonomie und die Märkte haben. Befragt nach der weiteren Entwicklung des Konfliktes glaubt die Hälfte, dass die Waffen schon bald ruhen werden, aber die politische Eiszeit zwischen Ost und West andauern wird. 38 Prozent der Teilnehmer vertreten die Auffassung, dass es noch eine lange Auseinandersetzung zwischen den Parteien geben wird. Dass der Konflikt in der Ukraine erst der Anfang und eine Ausweitung zu erwarten ist, meinen zehn Prozent. Mit zwei Prozent ist die Zahl derer äußerst gering, die an ein baldiges Ende des Konfliktes und zudem an ein zügiges Ende der Sanktionen glaubt.
Die Auseinandersetzung im Osten Europas zeige auch schwere Auswirkungen auf die Wirtschaft. Eine deutliche Mehrheit von 64 Prozent denkt, dass sich der momentane Aufschwung signifikant abschwächt und die Mischung aus hohen Energiekosten und Inflation auch den Konsum beeinträchtigt. Ein Kippen der Konjunktur samt Abrutschen in die Rezession, die jedoch nicht lange anhalten wird, nehmen 19 Prozent an. Elf Prozent prognostizieren den Beginn einer anhaltenden Krise, geprägt von Stagflation und weiteren Verwerfungen am Aktienmarkt. Sehr gering ist der Prozentsatz jener die meinen, dass der momentane Aufschwung nur unwesentlich beeinflusst wird (sechs Prozent). Die Sanktionsmaßnahmen sind sowohl in der Debatte um den Umgang mit dem von Putin geführten Russland als auch hinsichtlich deren Auswirkung auf die Volkswirtschaften von hoher Bedeutung. Fast die Hälfte (48 Prozent) sagt, dass das Maß der Sanktionen mit Bedacht und Augenmaß gewählt und begrüßenswert ist. 33 Prozent halten die Sanktionen jedoch für zu weich, man müsse Russland härter angehen. Für eine andere Gewichtung der – in der Summe angemessenen Sanktionen – sprachen sich noch elf Prozent aus und acht Prozent sehen Sanktionen als falschen Weg, der unserer eigenen Wirtschaft schadet.
Die Preise für Rohstoffe und Gold sind gestiegen, die Aktienmärkte haben verloren. Ziemliche Gelassenheit legen 36 Prozent der Teilnehmer an den Tag, die sagen: Die Krise geht vorbei wie etliche andere vor ihr. Sie haben die Asset Allocation gar nicht angepasst. 29 Prozent haben den Investitionsgrad nicht geändert, aber die Gewichtung von Branchen und Regionen deutlich modifiziert. 23 Prozent handeln antizyklisch und nutzen die fallenden Kurse zum verstärkten Einstieg in den Aktienmarkt. Aktiv die Aktienquote gesenkt und/oder sich mit Derivaten abgesichert haben zwölf Prozent, weil sie den Anfang einer langen Baisse sehen. (DFPA/mb1)
Der DVFA Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management e.V. (DVFA) mit Sitz in Frankfurt am Main ist die Standesorganisation aller Investment Professionals in den deutschen Finanz- und Kapitalmärkten.