Vermögensverwalter Portfolio Concept: „Die Lage ist besser als die Stimmung“
Die deutsche Börse hat in den ersten vier Wochen 2018 einen positiven Jahresauftakt verzeichnet, schreibt Markus Richert, Certified Financial Planner und Seniorberater beim Vermögensverwalter Portfolio Concept, in einer Finanzkolumne. Von dieser Euphorie sei nicht mehr viel übriggeblieben, meint der Experte. Paradoxerweise sei der Stimmungswandel ausgelöst worden von einer positiven Nachricht vom US-Arbeitsmarkt. Bislang seien die Marktteilnehmer davon ausgegangen, dass der Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes in kleinen, planbaren Schritten erfolgt. Sollte die Inflation plötzlich stärker anziehen, kann es sein, dass die Notenbank gezwungen ist, die Zinsen in schnelleren Schritten zu erhöhen, erklärt Riechert.
Der deutsche Privatanleger sei empfänglich für negative Nachrichten, heißt es in der Finanzkolumne weiter. Bei der Geldanlage bevorzugten die Deutschen vermeintlich sichere Anlagen. Dafür wären sie bereit, auf einen Großteil des sich ihnen bietenden Renditepotenzials zu verzichten. Um Kursschwankungen zu vermeiden, würden Anleger sogar planbare, reale Verluste in Kauf nehmen.
Viele Investoren hätten der Hausse der vergangenen Jahre nicht vertraut und sich in eine „Nominalwertillusion“ der Tages- und Festgeldanlagen begeben, meint Riechert. „Kaufkraftverluste sind aber leider, im Gegensatz zu temporären Kurswertverlusten, endgültig und vernichten schleichend und scheinbar unsichtbar das Geldvermögen“, hält der Experte fest. Bei der Bewertung der Aktienmärkte sei für viele deutsche Privatanleger der Aktienindex DAX das Maß aller Dinge. Dabei weise der Index im Vergleich zu größeren globalen Indizes, eine hohe Volatilität aus. Genau das, was deutsche Anleger eigentlich nicht wollten, kommentiert Riechert.
Bei genauer Analyse stelle sich die Lage an den globalen Märkten weit weniger bedrohlich dar, heißt es. Aus fundamentaler Sicht wären die Stimmungseintrübung und die massiven Kursverluste nicht gerechtfertigt. An den positiven Rahmenbedingungen für Aktien habe sich nichts verändert, betont der Experte. Die Konjunktur sei nach wie vor weltweit robust und die Unternehmensgewinne steigen. Die Angst vieler Markteilnehmer vor steigenden Zinsen sei überzogen.
Die Auswirkungen höherer Zinsen würden sich zudem am Beispiel Japans aufzeigen lassen. Im Jahr 1990 habe die japanische Staatsverschuldung bei rund 66 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gelegen. Die Zinssätze für zehnjährige Staatsanleihen notierten zur gleichen Zeit bei rund sieben Prozent. Der japanische Staat zahlte in jenem Jahr daher Zinsen in Höhe von rund 20 Billionen Yen (15 Milliarden Euro). Im vergangenen Jahr wurden rund zwölf Billionen Yen (neun Milliarden Euro) als Zinszahlung entrichtet, schreiben die Experten von Portfolio Concept. Dabei sei währenddessen die Schuldenlast auf 240 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gestiegen.
Nicht allein Staaten hätten sich verschuldet, heißt es weiter. Auch Unternehmen hätten sich in den vergangenen Jahren günstig refinanzieren können. Laut einer Studie der Auskunftei Creditreform würde jedes fünfte deutsche Unternehmen in die Insolvenz gehen, wenn die Zinsen um 1,5 Prozent steigen und die Gewinne um 20 Prozent zurückgehen würden, sagt Riechert. Es sei erkennbar, dass die sogenannten „Zombie-Unternehmen“ nur wirtschaftlich überleben, weil ihre Kredite günstig gehalten werden.
Unter diesen Rahmenbedingungen sollten Anleger ihre Aktienquote selektiv ausbauen, lautet die Empfehlung der Vermögensverwalter. Für langfristig orientierte Investoren sei die Korrektur ein guter Einstiegszeitpunkt. Die massiven Kursschwankungen der vergangenen Wochen würden allerdings andauern.
Quelle: Marktkommentar Portfolio Concept
Portfolio Concept ist ein unabhängiger Vermögensverwalter und bietet privaten und institutionellen Anlegern Finanzdienstleistungen an. Neben individuellen Mandaten werden Investmentfonds und sogenannte Managed Accounts verwaltet. (TS1)