Wird Künstliche Intelligenz dem Wirtschaftswachstum auf die Sprünge helfen?
Die weltweiten Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) steigen exponentiell an und dies über alle Branchen hinweg, von der Fertigung bis hin zu den Dienstleistungen. Besonders die Zunahme der Ausgaben für generative KI ist signifikant. Das Thema und mehr untersuchen Annalisa Usardi, Senior Economist, Amundi Investment Institute, und Bastian Drut, Head of Strategy and Economic Research, bei der Amundi Tochtergesellschaft CPR Asset Management, in dem Themenpapier „Will Artificial Intelligence increase economic growth?“ des Investment Institute der Fondsgesellschaft Amundi.
Risikokapital und andere private Investitionen in generative KI erhöhten sich zwischen 2017 und 2022 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von mehr als 70 Prozent pro Jahr, gemäß Daten der Stanford University. Die Investitionen und die dadurch zunehmende Kapitalintensität mit der Steigerung des Kapitaleinsatzes pro Beschäftigten sollten wirtschaftstheoretisch zu einem Anstieg des potenziellen Unternehmenswachstums führen. Doch das dürfte nur lang-, aber nicht unbedingt kurzfristig zutreffen. Neuinvestitionen erhöhen zwar den Kapitalstock, aber Abschreibungen, die den Wertverlust, wie Abnutzung, Verschleiß, Alterung, über die Nutzungsdauer wiedergeben, minderten ihn. Das rasche Innovationstempo könnte dazu führen, dass die Geschwindigkeit, mit der die Anlagegüter veralten, stark zunimmt. Die Abschreibungsrate steige. In der Folge müsste immer mehr investiert werden, um das Kapital pro Beschäftigten auch nur auf dem aktuellen Stand beizubehalten.
Ob KI menschliche Arbeit ergänzt oder ersetzt, sei derzeit eine fruchtlose Diskussion. Es sei schlichtweg noch zu früh, um ein Urteil zu fällen. Das Besondere an der jüngsten KI-Welle sei, dass sie sich von der „physischen Automatisierung", die sich auf physische Arbeitsplätze oder kognitive Routineaufgaben konzentriert, zur „kognitiven Automatisierung" ausweite, von der kreative und kognitive Tätigkeiten betroffen seien. Nun könnten also auch hochbezahlte Berufe gefährdet sein.
Die wichtigste Determinante langfristigen Wirtschaftswachstums sei die Produktivität. Produktivitätswachstum werde im Allgemeinen auf drei Arten erreicht: durch die Verbesserung der Qualität der Arbeit, die Erhöhung des Kapitals pro Beschäftigten oder die Optimierung des Zusammenwirkens von Arbeit und Kapital, die sogenannte totale Faktorproduktivität. Wie in den 1990er Jahren könnte die KI die totale Faktorproduktivität in der gesamten Wirtschaft erheblich steigern, da sie ein breites Spektrum von Branchen beeinflussen könne. Soziale, politische und wirtschaftliche Hürden könnten allerdings die rasche Verbreitung von KI behindern. Auch die Gefahren des potenziellen Missbrauchs dieser Technologie und die mögliche Notwendigkeit einer Regulierung durch die Politik seien zu bedenken. Ein besonderes Problem sei der enorme Energieaufwand. Langfristig aber sei es unvermeidlich, dass sich KI auf breiter Front durchsetzt und positiv auf Produktivität und Wirtschaftswachstum auswirkt. KI werde also für Investoren eine wichtige Überlegung sein. (DFPA/mb1)
Amundi ist eine börsennotierte Fondsgesellschaft mit Sitz in Paris. Das Unternehmen ist 2010 aus der Zusammenführung der Asset-Management-Aktivitäten der französischen Bankengruppen Crédit Agricole und Société Générale hervorgegangen.