Wohnungsneubau in Europa – Deutschland weiterhin nur im Mittelfeld
Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 278.000 Wohnungen neu errichtet, ein Anstieg von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Laut LBS Research ist der Wohnungsbau damit auf dem richtigen Weg, um perspektivisch die Wohnungsmarktsituation zu entspannen. Allerdings sei er noch weit entfernt vom tatsächlichen Neubaubedarf, der auf 350.000 bis 400.000 Wohnungen pro Jahr geschätzt wird. Wie LBS Research auf der Grundlage aktueller statistischer Daten und Informationen des Forschungs- und Beratungsnetzwerks Euroconstruct mitteilt, liegt Deutschland mit einer Fertigstellungsquote von 3,2 Wohnungen pro 1.000 Einwohner nunmehr im europäischen Mittelfeld der 19 Euroconstruct-Länder. Viele Jahre bildete die Bundesrepublik mit einer Quote von unter zwei das Schlusslicht in Europa.
Der Blick über die Grenzen zeige, dass in vielen europäischen Ländern – bezogen auf die Bevölkerungszahl – immer noch mehr gebaut wird als in der wirtschaftsstärksten Volkswirtschaft Europas. So lag 2016 die Wohnungsbauintensität in Polen und Belgien fast um ein Drittel, in Frankreich und Schweden um fast zwei Drittel und in der Schweiz und Norwegen um das Doppelte höher als hierzulande. Drei Wohnungen pro 1.000 Einwohner und mehr seien eher als „normal“ einzustufen, wie zum Beispiel auch in den Niederlanden, das Deutschland mit einer Quote von 3,7 weiterhin übertrifft, so die Experten der LBS.
Laut Prognose von LBS Research dürften 2017 die Neubauzahlen in Deutschland um 13 Prozent auf 315.000 neu gebaute Wohnungen steigen. Nach der Prognose des ifo-Instituts, welches Deutschland bei Euroconstruct vertritt, würde die Quote damit auf 3,3 fertiggestellte Wohnungen pro 1.000 Einwohner steigen. Deutschland würde damit auch weiterhin nur eine Position im Mittelfeld einnehmen, da sich nach der Prognose die meisten Länder im oberen Feld bezüglich ihrer Bauintensität ebenfalls verbessern. Besonders hohe Fertigstellungsquoten mit Werten über sechs sagen die Euroconstruct-Experten für die Länder Schweden, Schweiz und Norwegen voraus.
In Schweden hätten niedrige Zinsen, eine hohe Wohnraumnachfrage – auch aufgrund einer steigenden Zuwanderung – sowie steigende Einkommen zu einer spürbaren Belebung der Bautätigkeit geführt. Hinzu käme die Umsetzung wichtiger Reformen. So seien beispielsweise die Genehmigungsverfahren beschleunigt, regionale Auflagen zurückgestutzt und der Mietwohnungsmarkt schrittweise dereguliert worden, so dass sich die Anreize für den Wohnungsbau deutlich verbesserten.
In Deutschland gibt es bezüglich der Nachfragesituation und der Rahmenbedingungen zwar eine ähnliche Ausgangslage. Allerdings bestehen nach Einschätzung der LBS-Experten immer noch zu viele Hemmnisse, die den Wohnungsneubau bremsen. Dazu gehören hohe Baukosten aufgrund vieler Vorschriften und Auflagen, eine zurückhaltende Baulandausweisung und eine in der Bevölkerung fehlende Akzeptanz für die Entwicklung neuer großer Wohngebiete. Für private Erwerber komme hinzu, dass sie sich aufgrund gestiegener Preise in Ballungsräumen häufig kein Wohneigentum mehr leisten können. Gleichzeitig habe sich der Staat aus der Wohneigentumsförderung zurückgezogen und Belastungen, etwa bei der Grunderwerbsteuer, erhöht.
Quelle: Pressemitteilung LBS
Die LBS-Gruppe betreibt das Bauspargeschäft der Sparkassen-Finanzgruppe. Sie besteht aus acht Landesbausparkassen mit regional abgegrenzten Geschäftsgebieten. (JF1)